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Neue Dimension von Sanktionen

Von Arian Faal

Analysen

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Wirtschaftliche und politische Sanktionen aller Art sind die Perser seit mehr als 30 Jahren gewohnt. Irgendwie ist es ihnen bisher immer gelungen, diese geschickt zu kompensieren. Nicht umsonst werden sie als Weltmeister des Improvisierens bezeichnet. Auch die jüngste Verschärfung des Drucks auf Irans Wirtschaft durch neue Strafmaßnahmen der EU und der USA kam für die Führung in Teheran nicht überraschend.

Schon im Mai ahnte ein iranischer Diplomat Böses: "Wenn nicht ein Wunder geschieht und wir kein Auswegszenario konzipieren, dann haben wir bald eine andere Dimension von Sanktionen am Hals. Es wird nicht leicht, diese so einfach als nutzlos abzutun, denn dann wird die Anzahl derer, die mit dem Iran Geschäfte machen wollen, erheblich kleiner. Dann fangen unsere Probleme erst so richtig an." Diesmal könnte es soweit sein. Viele der multinationalen Unternehmen, die trotz UN- und EU-Sanktionen immer noch mit dem Iran kooperieren, werden sich nach der Warnung aus Washington, diese Unternehmen ab 2012 mit einem Verbot, in den USA Geschäfte zu machen, zu belegen und deren Konten einzufrieren, genau überlegen, ob sie im Iran noch investieren.

Wenn Teherans Spitzenpolitiker nun argumentieren, dass man einfach neue Märkte und Partner finden werde, dann müssen sie sich etwas verdammt Gutes einfallen lassen, um den wirtschaftlichen Verlust und die Folgen einer wachsenden neuen Iran-Skepsis ausbügeln zu können. Früher bot Dubai als Umschlagplatz für den Handel mit Drittstaaten ein Schlupfloch. Das war Washington ein Dorn im Auge und entsprechend harsch war die Aufforderung an das Emirat, davon abzusehen, die Sanktionsmaschinerie des Westens zu torpedieren. Seit einigen Monaten hat Dubais Rolle die Türkei übernommen. Doch eines ist auch den Persern klar: So viele Ausfälle können mit dem helfenden Arm aus Ankara nicht kompensiert werden.

Im Iran selbst, wo die Kürzung der Subventionen und einige Sparmaßnahmen die Bevölkerung treffen, gerät vor allem einer unter enormen Druck: Regierungschef Mahmoud Ahmadinejad. Seine Partei muss in wenigen Monaten Parlamentswahlen schlagen. Da ist es kein Wunder, wenn er sich, um von innenpolitischen Problemen abzulenken, weit aus dem Fenster lehnt, Aktionen wie die Erstürmung der britischen Botschaft passieren und er in der Atomfrage unbeirrt seinen Weg weitergeht. Doch hinter dieser Fassade beginnen in Teheran schön langsam die Alarmglocken zu läuten ...