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Neue Eigenmittelregelung könnte Banken und Unternehmen belasten

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Der Bedarf an Eigenkapital könnte für österreichische Banken und Unternehmen in nächster Zeit enorm steigen. Initiiert wurde diese Idee schon im Juni vorigen Jahres, als der Basler Ausschuss für | Bankenaufsicht den neuen Entwurf zur Neuregelung der angemessenen Eigenkapitalausstattung vorlegte. Dieses "Basler Konsultationspapier" war Grundlage für den im November 1999 vorgelegten, | gleichlautenden Vorschlag der EU, kurz EU-Konsultationspapier genannt.


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Im Auftrag der Bundessektion Bank und Versicherung der Wirtschaftskammer erstellte das Institut für Höhere Studien (IHS) eine Studie, in welcher die Auswirkungen beider Konsultationspapiere auf

heimische Geldinstitute untersucht wurden. Gestern präsentierten Bernhard Felderer, Hildegard Pippan und Christian Helmenstein vom IHS den Endbericht vor Journalisten in Wien.

Ziele der Vorschläge

Beide Konsultationspapiere verfolgen das Ziel, Kreditrisiken genauer zu erfassen und die Bestimmung der Eigenmittelausstattung zu verbessern. Werden die Vorschläge des "EU-Konsultationspapiers"

von den nationalen Regierungen und Banken bis zum 31. März 2000 in der vorgelegten Form angenommen, so müssen sich die Änderungen auch im Rechtsbestand, sowohl auf nationaler Ebene als auch auf

Unionsebene, niederschlagen. Erstmals werden die Neuerungen alle Kreditinstitute und Investmentfirmen betreffen, in weiterer Folge wird sich die neue Eigenkapitalübereinkunft auch auf andere

Unternehmen auswirken, heißt es.

Wie bisher wird das Kreditrisikopotential eines Kreditinstitutes an die Höhe seiner Eigenmittel gebunden sein, auch soll das Verhältnis zwischen Eigenmitteln eines Institutes und seinen gewichteten

Risikoaktiva täglich 8% (Solvabilitätskoeffizient) nicht unterschreiten.

Neu hingegen sind die Forderungen nach externen Ratings. Diese Form der Unternehmensbewertung soll Aufschluss über die Bonität geben. Diese externen Kennzahlen müssen vergleichbar sein und brauchen

deshalb einheitliche Standards. Forciert wurden diese Überlegungen vor allem von den USA, die im Basler Ausschuss eine gewichtige Stimme haben. "Auch stammen die großen internationalen Rating-

Agenturen wie Standard & Poor`s oder Moody`s aus den Staaten und sind dort schon seit über 30 Jahren tätig.

In der von Klein- und Mittelbetrieben dominierten österreichischen Wirtschaft würden solche Bewertungen wenig Sinn machen", meint Pippan, Mitautorin der Studie. Im Gegenteil: Für heimische Banken und

Unternehmen würden enorme Kosten entstehen, vor allem kleine und mittlere Unternehmen müssten mit einer Verteuerung der Kredite rechnen. Amerika hätte über diesen Weg der europäischen Wirtschaft sein

Finanzierungssystem übergestülpt und damit leichteren Zugriff auf die Märkte.

Konsequenzen für Österreich

Die Folge wären laut IHS-Chef Felderer eine weitere Zunahme der Konzentration im Bankenbereich, da nur große Institute die Kosten für externe Ratings tragen könnten, diese würden aber letztendlich

auf die Kunden übergewälzt. "Insgesamt hätten diese Vorschläge entweder geringere Gehaltszuwächse oder Personalabbau zur Konsequenz, der Verteilungskonflikt würde sich verschärfen", warnt

Helmenstein, Leiter der Abteilung Wirtschaft und Finanzen. Klein-und Mittelunternehmen, die ihren Finanzierungsbedarf nicht über den Kapitalmarkt decken können, hätten wegen der höheren Kreditkosten

enorme Wettbewerbsnachteile zu erwarten. Ein Ausweg wäre, die schon bestehenden internen Ratingsysteme als gleichwertige Bewertungsmethode zuzulassen. Sie sind mit den europäischen Strukturen

vertraut. Eine Umstellung auf International Accounting Standards der großen Rating-Agenturen könnte somit vermieden werden.