Gutachter muss Geldflüsse und Konten durchforsten. | Verdächtiger kritisiert die lange Verfahrensdauer.
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Wien. Der Zusammenbruch des Gewinnversender-Imperiums WVD Direktverkauf im April 2011, besser bekannt unter der Marke "Friedrich Müller", hat ein brisantes Nachspiel.
Staatsanwältin Susanne Waidecker hat im Strafverfahren mit der Aktenzahl 711 St 10/08a gegen WVD-Zampano Gerhard Bruckberger und zwei weitere Geschäftsführer den Sachverständigen Gerhard Altenberger beauftragt, die sieben Insolvenzen rund um die WVD zu durchleuchten.
Wie berichtet, wird bereits seit dem Jahr 2000 gegen Bruckberger wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Betrugs im Zusammenhang mit Gewinnzusagen ermittelt. Bruckberger bestreitet die Vorwürfe. "Nach der Einsicht in die Konkursakten besteht der Verdacht, dass auch minimale Forderungen der Gesellschaften im letzten Jahr vor Konkurseröffnung nicht beglichen wurden, um die Insolvenz herbeizuführen und durch die Insolvenzen die Auszahlung berechtigter Gläubigerforderungen zu verhindern", heißt es im Auftrag an den Gutachter. "Das Ermittlungsverfahren wird nunmehr wegen der Kridadelikte geführt, da der Verdacht besteht, dass die Genannten als Geschäftsführer grob fahrlässig die Zahlungsunfähigkeit der Gesellschaften herbeigeführt sowie Vermögen der insolventen Gesellschaften beiseite schafften." Zugleich bestehe der Verdacht, dass durch Anerkennung "nicht bestehender Verbindlichkeiten Vermögen tatsächlich oder zum Schein verringert" wurde. Der Gutachter muss auch untersuchen, ob Gelder an die Privatstiftungen Adresafe, Cäsar, G.B. und Walter Bruckberger sowie ins Ausland geflossen sind. Diese Stiftungen sollen hinter den Pleite-Firmen WVD, U.S.G. VHU, IRU, G.N.V, K.S.D. und R.TC. stehen. Außerdem ist der Staatsanwältin aufgefallen, dass zehn Tage, bevor die sieben Firmen in den Konkurs geschickt wurden, die DWA GmbH von Bruckberger gründet worden ist. Sie verkauft Adresspakete, darunter eines mit dem Namen "WVD Friedrich Müller".
"Nichts verheimlicht"
"Unser Mandant weist die Vorwürfe vehement zurück", kontert Bruckbergers Anwalt Florian Steinwendtner von der Kanzlei Dieter Böhmdorfer. "Es gibt weder etwas zu verheimlichen, noch wurden die Unternehmen absichtlich in Konkurs geschickt oder Vermögen der Gesellschaften beiseite geschafft." Nachsatz: "Der Verdacht liegt nahe, dass der Konkurs zum Anlass genommen wird (. . .) eine Rechtfertigung für das extrem lange Ermittlungsverfahren zu konstruieren."
Bruckberger wundere sich, dass das Verfahren nach elf Jahren noch nicht eingestellt worden ist.