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Neue EU-Staaten wollen Euro bis 2010 einführen

Von Martyna Czarnowska

Europaarchiv

Zwischen 2007 und 2010 wollen alle zehn neuen EU-Staaten der Eurozone beitreten. Drei von ihnen haben sich bereits dem EU-Wechselkursmechanismus angeschlossen und damit einen wichtigen Schritt gesetzt. In ihrem ersten Bericht über die praktischen Vorbereitungen der Euro-Gebietserweiterung empfiehlt die EU-Kommission den neuen Unionsmitgliedern, rechtzeitig mit der Vorarbeit zu beginnen.


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Sechs Jahre haben die Vorbereitungen der derzeitigen Teilnehmerländer auf den Beitritt zur Eurozone gedauert. Daher sollten sich auch die neuen EU-Staaten nicht zu viel Zeit dafür lassen. Die Vorbereitungen dürfen "nicht unterschätzt oder aufgeschoben werden, wenn wir eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung und einen reibungslosen Übergang sicherstellen wollen", meinte Wirtschafts- und Währungskommissar Joaquin Almunia in einem gestern von der EU-Kommission vorgestellten Bericht.

Gerade die Akzeptanz hält sich aber derzeit in Grenzen. Hat zwar die Hälfte der BürgerInnen der neuen EU-Staaten Euro-Banknoten und -Münzen bereits verwendet, so sind nur 50 Prozent der Bevölkerung an einer Währungsumstellung in ihrem Land interessiert. Laut einer Eurobarometer-Umfrage erwarten 44 Prozent positive Effekte auf ihre Wirtschaft, 41 Prozent negative. Persönlich glauben 45 Prozent der Befragten an Verschlechterungen durch die Euro-Einführung und nur 40 Prozent an Verbesserungen.

Dennoch geht die EU-Kommission davon aus, dass die Umstellung in den neuen Mitgliedstaaten rascher und sogar reibungsloser verlaufen wird als bisher. Dabei müsste die parallele Verwendung der nationalen Währung kurz gehalten werden, und Preissteigerungen sollten verhindert werden. Eine der Voraussetzungen für die Einführung des Euro - Mitglied des EU-Wechselkurssystems zu werden - haben bereits Estland, Litauen und Slowenien erfüllt. Gemeinsam mit Zypern wollen sie 2007 der Eurozone beitreten. Die anderen sechs Staaten streben eine Mitgliedschaft bis 2010 an.

Inflation bleibt Sorge

Unterdessen kämpft die Eurozone selbst mit Schwierigkeiten. So verfolge die Europäische Zentralbank (EZB) die Entwicklung der Inflationsrate mit Sorge, erklärte Klaus Liebscher, Ratsmitglied und Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank. Die Inflationsrate dürfte auch über das zweite Quartal 2005 hinaus über 2 Prozent liegen. Auch dürfe Europa nicht die Hauptlast der weltweiten Wechselkursschwankungen tragen, warnte Liebscher in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. Er sei mit dem Anstieg des Euro, obwohl er die Inflation dämpfe, nicht glücklich und ziehe weniger starke Schwankungen vor. Gestern ist der Euro kurz über die Marke von 1,30 Dollar gesprungen.

Ein Aufweichen des EU-Stabilitätspaktes lehnt die EZB allerdings weiter ab - auch wenn Chefvolkswirt Otmar Issing die Chancen für ein baldiges beschleunigtes Wirtschaftswachstum zunehmend skeptisch sieht. Bislang sei die EZB davon ausgegangen, dass sich die Wirtschaftstätigkeit in der zweiten Jahreshälfte beschleunige. Die Chancen dafür seien nun zurückgegangen, hielt Issing gestern fest.