Bei fast der Hälfte der Franchise-Geber liegen Mängel vor. | Neue Ö-Norm soll mehr Transparenz und Qualität bringen. | Wien. "Nicht überall, wo Franchise drauf steht, ist Franchise drinnen", warnt die 2008 gegründete Österreichische Franchise Gesellschaft (ÖFG). Unter den Franchise-Gebern gebe es zu viele schwarze Schafe, die etwa kein erfolgreiches Geschäftskonzept oder undurchsichtige Business-Pläne vorlegen würden.
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Sylvia Freygner, ÖFG-Vorstandsvorsitzende, schätzt, dass 40 bis 50 Prozent der rund 400 Systeme in Österreich nicht den notwendigen Mindestanforderungen entsprechen. Das Problem dabei: In Österreich existiere kein einheitliches Franchise-Gesetz, Franchiseverträge seien von Fall zu Fall unterschiedlich geregelt.
Um mehr Transparenz in die Franchise-Partnerschaften zu bringen, arbeitet die ÖFG derzeit Qualitätskriterien aus, die in der neuen Ö-Norm D7700 festgeschrieben werden sollen. Unterstützung bekommt die Gesellschaft unter anderem vom Österreichischen Normungsinstitut und der Wirtschaftskammer Österreich.
Einblick in Kennzahlen
"Ein Franchise-Nehmer ist zwar ein Jungunternehmer, er ist aber rechtlich und wirtschaftlich vom Franchise-Geber abhängig", erläutert Freygner. Aus diesem Grund brauche es eine vorvertragliche Aufklärungspflicht wie etwa in Italien, Frankreich oder Belgien. Demnach soll laut ÖFG dem interessierten Lizenznehmer im Vorfeld ein Blick in Verträge und wichtige Kennzahlen des Franchise-Gebers gewährt werden. "Damit kann sichergestellt werden, dass seriös gearbeitet wird und qualitätsvolle Produkte vertrieben werden", so Freygner.
Eine gute Absicherung ist notwendig - immerhin ist eine Franchise-Partnerschaft ein kostspieliges Unterfangen: Wer sich entschließt, den Schritt in die Selbständigkeit per Franchise zu wagen, muss an den Franchise-Geber eine einmalige Einstiegsgebühr bezahlen. Im Schnitt liegt diese zwischen 10.000 und 100.000 Euro - je nach Branche und Bekanntheitsgrad des Betriebs.
Darüber hinaus muss der Franchise-Nehmer laufende Gebühren berappen, die zwischen 2 und 15 Prozent des laufenden Umsatzes betragen. Typische Franchise-Branchen in Österreich sind die Bereiche Textil, Gastronomie, Unterricht und Weiterbildung sowie Bau und Kfz. Zu den größten heimischen Franchisesystemen zählen Allianz, Raiffeisen, Unser Lagerhaus, Viva (OMV), Hagebau, McDonald’s und Palmers.
Markteintrittsbarriere
Rund 70 Prozent der Franchise-Vertreter sind Mitglied beim seit 1986 existierenden Österreichischen Franchise-Verband (ÖFV). "Wir haben in Österreich eine wunderbare Selbstregulierung", zeigte sich ÖFV-Generalsekretärin Susanne Seifert noch Ende 2009 ablehnend. Gesetzliche Hürden seien mit hohen Kosten verbunden und schüfen Markteintrittsbarrieren für ausländische Franchisesysteme.
Mittlerweile scheint sich das Blatt aber gewendet zu haben: Auch der Verband arbeitet nun an der neuen Ö-Norm mit, die 2010 in Kraft treten soll.
WissenFranchising ist die Übertragung einer auf dem Markt bekannten Handelsmarke an einen Unternehmer. Gegen Entgelt (Eintritts- und laufende Gebühren) wird dem Franchisenehmer ein komplettes Geschäftskonzept zur Verfügung gestellt - vom Beschaffungskonzept bis zu Nutzungsrechten. Der Franchisenehmer tritt als selbständiger Unternehmer in die Kette des Franchisegebers ein und eröffnet dessen lokalen Markt.