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Neue Freiheiten

Von Brigitte Pechar

Politik

Die Schulen können sich zusammenschließen und Cluster bilden.


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Wien. "Die konstruktiven Kräfte in diesem Land haben sich durchgesetzt", sagte Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) am Dienstag nach dem Ministerrat, als sie gemeinsam mit Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) das soeben beschlossene Schulautonomiepaket vorstellte. Dieses "eröffnet Freiheiten, wie sie bisher nicht gelebt werden konnten", so die Ressortchefin. Autonomie müsse aber gelernt werden und sich erst entwickeln, ergänzte Mahrer. "Wir entlassen die Schulen Schritt für Schritt in die Freiheit." 32 Gesetze, 125.000 Lehrer, 1,1 Millionen Schüler und 6000 Schulen seien betroffen. Daher braucht die Implementierung dieser großen Reform Zeit. Begonnen soll mit dem Schuljahr 2017/18 an einigen Leitschulen werden, bis 2027 soll das Projekt österreichweit umgesetzt sein. Was die anderen Reformvorhaben wie die Modellregionen für die Gesamtschule und die Schulverwaltung betrifft, sind Hammerschmid und Mahrer zuversichtlich, noch heuer einen Beschluss vorlegen zu können.

Schulcluster

77 Prozent aller Pflichtschulen (Volksschulen, Neue Mittelschulen, Sonderschulen, Polytechnischer Lehrgang) und 18 Prozent aller Bundesschulen (AHS, BMS, BHS) haben weniger als 200 Schüler. Diese kleinen Schulen haben mit einer Reihe von Nachteilen zu kämpfen: Die Lehrer müssen über einen breiteren Fächerkanon verfügen, es gibt weniger Gedankenaustausch, der Verwaltungsaufwand ist hoch. Künftig sollen sich zwei bis maximal acht Schulstandorte in benachbarter Lage zu Clustern zusammenschließen. Zu Beginn seien nur reine Verbünde aus Pflichtschulen und Verbünde aus Bundesschulen möglich - aus organisatorischen Gründen, wie es hieß. Das bedeutet aber auch, dass die gemeinsame Schule vorerst einmal aufgeschoben ist, weil AHS-Unterstufen nicht in einem Pflichtschulcluster sein können. Die Clusterbildung ist freiwillig und wird in den Regionen entschieden. Die Direktoren der Schulen werden zu pädagogischen Leitern am Standort mit reduzierter Leitungsfunktion - aber wieder mehr Zeit zum Unterrichten. Die Aufgaben der Schulleitung übernimmt die Schulclusterleitung, an deren Sitz wird auch ein Sekretariat zur Unterstützung eingerichtet. Der Schulclusterleiter definiert die Lehrer, wählt das Verwaltungspersonal aus und definiert Schulentwicklung und Schulgestaltung.

Die Clusterleiter bilden neben den Schulclustern den Bildungscampus (in der Stadt) oder die Bildungsregion (am Land), der oder die aus mehreren Schulclustern plus Kindergärten bestehen kann. Die Bildungsübergänge können so besser begleitet werden, es können schulübergreifende Projekte stattfinden.

Unterstützt werden die Cluster durch die Landesbehörden, die Erreichung der Bildungsstandards der einzelnen Schulen wird durch das Ministerium überprüft.

Unterrichtsorganisation

Klassen- und Gruppengrößen unterliegen der Entscheidung an der Schule. So können in Mathematik nur zehn Schüler in einer Unterrichtseinheit sein, dafür für einen anderen Gegenstand größere Gruppen gebildet werden. Die Gruppen können auch jahrgangsübergreifend sein.

Die 50-Minuten-Einheiten werden aufgelöst, sie bleiben nur als Berechnungsgröße für die Zuteilung von Personal und Ressourcen erhalten. Schulen können autonom entscheiden, wie Unterrichtseinheiten zeitlich zusammengefasst werden.

Auch die Schulöffnungszeiten sind autonom.

Auswahl der Lehrer

Die Schulclusterleiter können jene Lehrer holen, deren Profil am besten zu der jeweiligen Schule passt. Sie melden der Verwaltungsbehörde den Bedarf, Lehrer bewerben sich mit eventuellen Zusatzqualifikationen, der Direktor führt ein Gespräch mit den Bewerbern und teilt der Behörde seine Entscheidung mit. Für Schulen, für die es keine Bewerbungen gibt, übernimmt die Behörde die Steuerungsfunktion. Die Personalverwaltung bleibt bei der Behörde. Alles andere hätte die Verwaltung erheblich verteuert. Dienstort der Pädagogen wird der gesamte Schulcluster sein.

Die Schulclusterleiter werden in einem Objektivierungsverfahren bestimmt.

Fortbildung

Die Weiterbildung orientiert sich am Bedarf der Schulen und wird meist auch dort angeboten.