Seit Antritt der neuen Regierung kommen auch die Bundesforste (ÖBf), früher ein kaum beachteter Staatsbetrieb, nicht aus den Schlagzeilen. Denn der Finanzminister braucht Geld, und dieses will er sich durch den Verkauf von Staatswald besorgen. Dass er die budgetierten 3 Mrd. Schilling (aufgeteilt auf 2002/2003) tatsächlich bekommt, ist unwahrscheinlich.
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Die ÖBf AG lassen den Wert der 11 Seen (Attersee plus 10 Kärntner Gewässer), die sie als Gegenwert erhalten sollen, schätzen. Bis Ende September soll das Gutachten vorliegen. Mehr Geld, betont ÖBf-Vorstand Thomas Uher, werde es mit Sicherheit nicht geben.
Er rechnet damit, dass nicht mehr als 25.000 ha Waldfläche zum Verkauf angeboten werden müssen. Beim Verhökern der Flächen sind die ÖBf recht aktiv. Denn entgegen der Meldungen, dass es eine "Geheimliste" von potentiellen Käufern gebe, betont die ÖBf-Geschäftsführung, dass man im Gegenteil offensiv vorgegangen sei. 300 zahlungskräftige Interessenten wurden angeschrieben, aber nur wenige hätten Interesse gezeigt. "Bisher wurden 167 Verkäufe ohne Pölsen genehmigt, und nur 1,8% davon sind in der Größe einer Eigenjagd, also über 120 ha", erläutert Uher.
Die größte Transaktion war Pölsen. 4.200 ha wanderten ins Eigentum von Helmut Zoidl, Miteigentümer des Leiterplatten-Herstellers AT&S. Der Schweizer Bankier Eric Syz, der an Pölsen und den steirischen Hinterwildalpen interessiert war, ging bisher leer aus. Nicht zuletzt auch wegen massiven Widerstandes aus Wien und der Steiermark. Die Sache hat ein gerichtliches Nachspiel, weil Syz auf einem angeblichen Vorkaufsrecht beharrt. Die ÖBf-Leitung jedoch sieht die Angelegenheit gelassen und sucht derzeit nach einem passenden Jagdareal, dass man dem Schweizer zur Pacht überlassen könnte. Ein Vergleich scheint möglich.
Das Jahr 2000 war für die ÖBf kein so segensreiches wie 1999. Unwetter und die Preisentwicklung am Holzmarkt haben sich auf das Kerngeschäft nicht positiv ausgewirkt. Das EGT betrug 216 Mill. Schilling (1999: 377 Mill.) An den Staat wurden im Vorjahr 172 Mill. Schilling an Dividende und Fruchtgenuss abgeführt, erklärte der neue Vorstand Georg Erlacher. Weil auch die Geschäfte mit dem Wasser erst 6 Mill. Schilling pro Jahr einbringen, sollen neue Einnahmequellen erschlossen werden. "Aquasilva" soll als Abwasserent- und Wasserversorungsbetriebs GmbH aus der Taufe gehoben werden, Kooperationen mit österreichischen Unternehmen sind in Vorbereitung. Bei neuen Quellverträgen geben sich die Wasserverkäufer nicht mehr mit einer einmaligen Summe zufrieden. Mittelfristig wird ein Wasserpreis von 1 Schilling pro m³ angepeilt, im Schnitt erwirtschaften die ÖBf zwischen 30 und 50 Groschen.