Die adaptierten Pläne für das Heumarkt-Areal liegen vor: Der geplante Turm soll schrumpfen, das Hotel neu gebaut werden. Die Unesco ist damit jedoch nicht einverstanden und droht mit der Aberkennung des Welterbestatus für die Innenstadt.
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Wien. Die Nachdenkpause ist zu Ende. Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou hat am Dienstag die adaptierten Pläne für das Heumarkt-Areal präsentiert: Der im bisherigen Plan 73 Meter hohe Wohnturm soll nun um drei Geschoße verringert und somit etwa zehn Meter niedriger werden. Die Fläche für Wohnungen reduziert sich dadurch um 24 Prozent. Das Intercontintental Hotel wird nicht wie bisher geplant renoviert, da lediglich 10 bis 15 Prozent der Gesamtgebäudesubstanz erhalten hätten werden können, sondern neu gebaut. Allerdings an leicht veränderter Position: Es rückt Richtung Johannesgasse und soll so mehr Raum für einen Durchgang entlang des Konzerthauses schaffen. Auch das Hotel wurde um zwei Geschoße niedriger geplant, der Grundriss wurde verkleinert. "Alle Beteiligten stehen hinter der neuen Einigung", betonte Vassilkou. Man sei guter Dinge, dass das Projekt, dessen Baubeginn mit 2019 festgesetzt ist, in dieser Form realisiert werden könne.
Nicht nur der Hotel- und Wohnkomplex wurde in den Plänen verkleinert, auch die Eisfläche des Eislaufvereins vermindert sich von 6000 auf 5750 Quadratmeter, da die Wege rundherum breiter werden. Die unterirdische Eishalle ist jedoch nach wie vor Teil des Konzepts. Im Sommer soll der Platz als öffentliche Fläche dienen und weitgehend konsumfrei sein, versprach Vassilakou. Auch das Konzerthaus profitiere durch die Neugestaltung des Areals, da es sichtbarer werde, sagte dessen Präsident Christian Konrad. Zudem könne der Seiteneingang wieder geöffnet werden.
Die Kosten für die gesamte Umgestaltung soll der Projektbetreiber Michael Tojner tragen. Er geht von einem Investitionsvolumen zwischen 250 und 300 Millionen Euro aus. "Natürlich ist das Projekt durch die Verkleinerung jetzt finanziell schlechter als vorher", sagt er zur "Wiener Zeitung". Es handle sich bei dem Hotel aber immer noch um ein 5-Sterne-Hotel in Toplage, in dem fast jedes Zimmer über einen Fernblick verfüge. Außerdem sei es das einzige Hotel mit Konferenzzentrum in der Innenstadt. Hinzu kommt, dass das Hotel im völlig neugebauten Zustand auf alle Befindlichkeiten anspruchsvoller Hotelgäste ausgelegt werden kann - und das gleich neben einem Eislaufplatz, der New Yorker "Central-Park-Charme" versprüht.
Lange Liste an Kritikern
Ob das Projekt in dieser Form tatsächlich realisiert wird, ist jedoch mehr als fraglich. Denn die Liste der Kritiker ist lang. An vorderster Front steht die Unesco, die der Innenstadt bereits erneut mit der Aberkennung des Welterbestatus droht. Denn auch in seiner mit 66,3 Metern reduzierten Variante ist der Wohnturm der internationalen Organisation zu hoch. Sie fordert seit 2012, die maximale Bauhöhe mit 43 Metern zu begrenzen. Es bestehe die Gefahr, dass Wien in die Rote Liste des gefährdeten Welterbes aufgenommen werde, falls es zu keiner Überarbeitung des Projekts komme, so die Unesco.
Und auch aus den eigenen Reihen muss Vassilakou massive Kritik einstecken: "Luxuriöse Prestigewohnungen in einem Hochhauskomplex stehen in keinem Verhältnis zur gleichzeitigen Verkleinerung der Eislauffläche und dem Verlust des Welterbe-Status", meint der Klubobmann der Grünen Innere Stadt, Alexander Hirschenhauser. Und auch der Kultursprecher der Grünen, Wolfgang Zinggl plädiert energisch dafür, das kulturelle Erbe Wiens nicht für Gewinne von Investoren zu opfern. Hinzu kommen private Bürgerinitiativen, die sich für den Erhalt des Welterbes einsetzen.
Fachbeirat prüft erneut
Hält die Stadt trotz der Kritik an den vorgestellten Plänen fest, steht nun das Widmungsverfahren bevor. Im Mai war das Projekt genau daran gescheitert, da der mit dem Vorhaben befasste Fachbeirat für Architektur und Stadtgestaltung die Proportionalität und Höhe des geplanten Hochhauses kritisierte und negative Auswirkungen auf das Stadtbild befürchtete. Vassilakou ordnete daraufhin eine Nachdenkpause an. Nun wird der Fachbeirat erneut konsultiert und das könnte schnell zu einer weiteren Nachdenkpause führen.