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Neue Hoffnung für die geteilte Insel

Von Martyna Czarnowska

Europaarchiv

Auf Zypern starten Verhandlungen über Wiedervereinigung. | Nikosia. An einigen Stellen sind es nur wenige Meter, an anderen zieht sie sich über Kilometer. Ganz Zypern reißt die Pufferzone entzwei, in der UN-Friedenstruppen patroullieren und nur in Ausnahmefällen etwas verändert werden kann. Brach liegende Äcker und verfallende Häuser sind dort zu finden, ebenso markierte Minenfelder. Doch die Pufferzone ist auch so etwas wie neutraler Boden, wo Vertreter der griechischen und türkischen Zyprioten einander treffen können.


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Dies taten am gestrigen Mittwoch Demetris Christofias und Mehmet Ali Talat. Der griechisch-zypriotische Präsident und der Volksgruppenführer der türkischen Zyprioten eröffneten neue Gespräche zur Wiedervereinigung der Mittelmeerinsel. "Historisch" nannte der UN-Sonderbeauftragte Alexander Downer die Zeremonie, der ab kommender Woche die eigentlichen Verhandlungen folgen sollen. Auch die beiden zypriotischen Politiker betonten, dass sie fest entschlossen sind, eine Lösung zu finden. Wann - das ließ Christofias aber offen.

Wie schwierig die Gespräche werden, zeigen schon die unterschiedlichen Interpretationen zur angestrebten Föderation. Während die griechischen Zyprioten die Schaffung einer Art Bundesrepublik mit starker Zentralregierung und zwei Bundesländern wollen, gehen die türkischen Zyprioten von einem Zusammenschluss zweier Staaten und politischer Gleichstellung aus.

Auf ein tiefer gehendes Problem macht Yannis Papadakis von der University of Cyprus aufmerksam. "Eine Föderation muss Vertrauen als Basis haben", sagt der Soziologe zur "Wiener Zeitung". Doch seien beide Volksgruppen auf Zypern vor "ethnischem Autismus" nicht gefeit. Jede Seite sehe nur ihr eigenes Leid, glaubt, allein im Recht zu sein. Es werde nicht einfach sein, die zwei Gruppen wieder zusammenzubringen, die seit Jahrzehnten - seit dem Einmarsch türkischer Truppen 1974 und der Inselteilung - getrennt voneinander leben.

Die Frage sei, "ob die Menschen genug Gründe sehen, einen Kompromiss zu finden", erklärt Papadakis. Immerhin profitieren die griechischen Zyprioten schon jetzt von der EU-Mitgliedschaft. Und die türkischen Zyprioten haben schon einmal bei einem Referendum Ja zu einem Wiedervereinigungsplan gesagt. Der wurde aber im griechischen Süden abgelehnt, was im Norden großen Frust auslöste. Gibt es eine neue Einigung, müssen beide Teile wieder darüber abstimmen.