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Neue Konzepte für den Abfall

Von Cathren Landsgesell

Wirtschaft
Bei der Präsentation der Akquise in Graz: Dagmar Heiden-Gasteiner, CFO Saubermacher Dienstleistungs AG, und Manfred Berger, ehemaliger Eigentümer der Redux Recycling GmbH.
© Saubermacher Dienstleistungs AG

Saubermacher Dienstleistungs AG akquiriert innovative Unternehmen und wird zum Rohstoff-Lieferanten.


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Wien. Der Erwerb von Redux ist der erste Schritt. Vor kurzem, im Februar dieses Jahres, hat das steirische Abfallwirtschaftsunternehmen Saubermacher Dienstleistungs AG 55 Prozent der deutschen Recyclingfirma erworben. Die Redux Recycling GmbH aus der Nähe von Frankfurt ist spezialisiert auf die Wiederverwertung von Batterien. Attraktiv für Saubermacher wurde die Redux unter anderem, weil das Unternehmen über ein innovatives Verfahren verfügt, um Alkali-Mangan-Batterien in ihre einzelnen Bestandteile zu zerlegen. Die wiedergewonnenen Rohstoffe können direkt vermarktet werden. Ebenso interessant sind die Verfahren von Redux zur Rückgewinnung von Eisen oder Nickel aus Batterien. Die Akquisition von Redux ist der erste Schritt der Metamorphose von Saubermacher, dem Abfallsammler und -aufbereiter, zu Saubermacher, dem Rohstoff-Lieferanten.

Ressourcen statt Abfall

"Jede Entsorgung wird in Zukunft eine Form der Rohstoff-Wiedergewinnung sein", sagt Dagmar Heiden-Gasteiner. Die Grazerin ist seit gut einem Jahr Finanzvorständin von Saubermacher. Gemeinsam mit ihren beiden Vorstandskollegen Ralf Mittermayr und Gerhard Ziehenberger verantwortet sie die neue strategische Ausrichtung des 1979 gegründeten Familienunternehmens. "Wir wollen unsere Wertschöpfung verbreitern. Über Akquisitionen und eigene technologische Entwicklungen werden wir unser Geschäft im Bereich Recycling und Rohstoff-Rückgewinnung aus Abfällen ausbauen."

Das Unternehmen gehört zu den größeren Abfallwirtschaftsunternehmen in Österreich. Mit 68 Standorten und Beteiligungen in Österreich sowie in Slowenien, Tschechien und Ungarn und etwa 3000 Mitarbeitern erwirtschaftete Saubermacher 2013 rund 290 Millionen Euro Umsatz.

In der Branche arbeiten in ganz Österreich rund 14.000 Menschen, mehr als 5000 Betriebe sind bei der Wirtschaftskammer als branchenzugehörig registriert. Saubermacher setzt auf Expansion, will aber zunehmend ein weiteres Pferd ins Rennen schicken: Innovation.

Strategische Wende

Heiden-Gasteiner kam 2014 von einem Hightech-Unternehmen zu Saubermacher. Von 2008 bis 2014 war sie als Finanzvorständin der BDI Bioenergy International AG tätig. BDI ist ein Anlagenbauer, der sich auf Technologien zur Gewinnung von Energie aus Abfallstoffen spezialisiert hat. Heiden-Gasteiner sieht für Saubermacher eine ähnliche auf Innovationen basierende Strategie. Das Unternehmen hat relativ früh auf Mülltrennung und Recyclingverfahren gesetzt - dies soll jetzt weiter ausgebaut werden. Die Branche müsse sich gänzlich neu orientieren, sagt Heiden-Gasteiner. "Die demografische Entwicklung und die damit verbundene Urbanisierung machen die Abfälle immer komplexer. Zugleich bieten sich mehr Möglichkeiten, aus Abfällen Rohstoffe zurückzugewinnen."

In internen Arbeitsgruppen hat Saubermacher bislang zwei Rohstoff-Gruppen identifiziert, die für das Unternehmen von besonderem Interesse sein könnten. Details will Heiden-Gasteiner nicht nennen. Allerdings sei der Einkauf bei Redux als eine "strategische Akquisition" zu sehen, mit der Saubermacher eine Nische im Recyclingmarkt besetzen will.

Heiden-Gasteiner will in den kommenden Monaten alle Mitarbeiter für die sukzessive Neuausrichtung des Unternehmens ins Boot holen. Der Akquise von Redux mit sechzig Mitarbeitern an zwei Standorten sollen in den kommenden Monaten und Jahren weitere folgen. "Es sollen sich alle mit der Neuausrichtung identifizieren können und auch mit den Akquisitionen."

Der Rest zur Konkurrenz

Es geht um eine ziemliche Wende: "Tätigkeitsfelder, die in Zukunft nicht mehr profitabel sind, werden wir langfristig der Konkurrenz überlassen." Zum einen sollen weitere innovative Unternehmen akquiriert werden, die für die Transformation zum Rohstofflieferanten bedeutsam sind. Zum anderen will Heiden-Gasteiner auch auf globale Veränderungen reagieren: "Potenzial sehe ich in den Entwicklungs- und Schwellenländern, wo es enormen Beratungsbedarf hinsichtlich der Aufbereitung und Wiederverwertung von Abfällen gibt. Dort haben wir Kompetenz."