Wiens Politiklandschaft befindet sich zurzeit in einer Umbruchsphase - zumindest was die Köpfe an den Spitzen der vier Rathausparteien betrifft. Am Montag wird die SPÖ ihr | neues Regierungsteam mit voraussichtlich drei neuen Stadt- | rätinnen bestimmen. Schon am Sonntag küren die Grünen | Maria Vassilakou zur neuen Spitzenkandidatin für die Ge-meinderatswahl 2006. Der Spitzenkandidat ist bei der ÖVP Wien noch nicht hundertprozentig klar - vieles spricht aber für den neuen geschäftsführenden Obmann Johannes Hahn.
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Die Wahl Maria Vassilakous (35) erfolgt auf der 51. Landesversammlung der Wiener Grünen im Millenium Event Center am Handelskai. Die gebürtige Griechin soll auf Christoph Chorherr (43) folgen, der bei der Gemeinderatswahl 2001 als Spitzenkandidat antrat und 12,5 Prozent der Wählerstimmen erreichte. Chorherr hat im April seinen Verzicht erklärt und Vassilakou für die Position empfohlen. Gegenkandidaten soll es keine geben. Die Entscheidung, ob sie auch Klubobfrau werden will, hatte Vassilakou immer auf die Zeit nach ihrer Kür zur Spitzenkandidatin verschoben. Auch diesen Job hatte ihr Chorherr, der sich verstärkt in die Bundespolitik einbringen will, offeriert.
Vassilakou hatte bereits nach ihrer Nominierung eine Kampfansage an die Wiener SPÖ gerichtet: Ihre absolute Mehrheit will die neue Spitzenkandidatin mittels eines harten Oppositionskurses brechen. Rückenwind verleiht ihr sicherlich das Ergebnis der Europawahlen, bei der die Grünen in fünf Wiener Bezirken (Wieden, Mariahilf, Neubau, Josefstadt, Alsergrund) sogar die SPÖ überflügelten.
Geboren wurde Maria Vassilakou am 23. Februar 1969 in der griechischen Hauptstadt Athen. 1987 übersiedelte sie nach Österreich und ist seit 1996 Mandatarin der Grünen im Wiener Gemeinderat. Sie ist die einzige nicht amtsführende Stadträtin der Grünen und außerdem Integrations-, Sicherheits-, Menschenrechts- und Behindertensprecherin. Als relativ wahrscheinlich gilt die Wiederwahl des Landesgeschäftsführers Robert Korbei, der allerdings gegen einen Gegenkandidaten anzutreten hat.
Offen ist hingegen die Frage des Spitzenkandidaten bei der Wiener ÖVP: "Wir machen das Schritt für Schritt, das haben wir so besprochen", so Johannes Hahn, der sowohl von den Bezirksobleuten der Partei als auch vom ÖVP-Klub neben Obmann Alfred Finz zum neuen geschäftsführenden Obmann designiert wurde. Endgültig soll er Donnerstag im Parteivorstand der Wiener ÖVP gewählt werden. Hahn schloss nicht aus, dass bei dieser Gelegenheit auch schon der Spitzenkandidat gekürt werden könnte.
Am Montag schließlich will Bürgermeister Michael Häupl von den Gremien die Zusammensetzung der neuen Wiener Stadtregierung absegnen lassen. SP-Umweltsprecherin Ulli Sima soll das Umweltressort übernehmen, Stadträtin Renate Brauner ins Gesundheitressort wechseln. Für Brauners bisherige Agenden Integration und Frauenfragen ist die Gemeinderätin Sonja Wehsely im Gespräch.