Hungersnöte in armen Ländern drohen. | In Österreich kein Befall zu befürchten. | Wien. Nicht nur Wetterkapriolen vernichten weltweit immer wieder Agrarflächen und bringen den Getreidemarkt unter Druck. Auch immer neue Krankheitserreger setzen Korn & Co. empfindlich zu. Derzeit macht den Experten ein Pilz Kopfzerbrechen, der die Weizenbestände weltweit, vor allem aber in armen Ländern gefährlich minimieren könnte: Hinter der unspektakulären Bezeichnung Ug99 verbirgt sich ein ansteckender Stamm von Puccinia graminis, auch Schwarzrost genannt. Ug99 befällt auch solche Weizensorten, die bisher gegen andere Schwarzrost-Stämme resistent waren, berichtet "New Scientist".
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Der Erreger, erstmals 1999 in Uganda entdeckt, wurde im Jänner 2007 im Jemen registriert. Experten erwarten, dass sich die Sporen demnächst nach Ägypten, den Mittleren Osten, die Türkei und Indien verbreiten. An resistenten Getreidesorten wird zwar fieberhaft gearbeitet, doch die Forschung und die Verbreitung auf dem Markt dauert Jahre.
Teure Fungizide
Fungizide sind zwar schneller verfügbar, werden jedoch nicht überall zum Einsatz kommen können - denn gerade in Ländern wie Indien können sich viele Bauern die Pilzbekämpfungsmittel schlicht nicht leisten. Im Rahmen der so genannten Global Rust Initiative haben es sich internationale Getreideexperten zur Aufgabe gemacht, dem Schwarzrost in Entwicklungsländern Einhalt zu gebieten. Unter anderem wird überlegt, generische Fungizide in den armen Ländern einzusetzen.
Doch auch reiche Länder könnten betroffen sein: Sollte Ug99 etwa die USA erreichen, könnte es einen Engpass bei Pilzbekämpfungs-chemikalien geben, denn die Fungizide werden dort für die Abwehr von Pilzbefall bei Soja gebraucht.
Alle Initiativen in diese Richtung sind dringend notwendig, kommen aber zu spät, mahnt der US-Agrarwissenschafter Norman Ernest Borlaug. Der 93-Jährige gilt als Vater der so genannten Grünen Revolution, durch die die Erträge der Landwirtschaft in den Entwicklungsländern erheblich gesteigert werden konnten. "Wir bewegen uns jetzt so schnell wir können, aber wir sind drei Jahre zu spät gestartet". Man müsse sich jetzt auf Fungizide, Weizenzüchtung und Glück verlassen, zitiert "New Scientist" den Agrarveteranen.
Hierzulande kein Thema
In Österreich ist Schwarzrost allerdings kein Thema, erklärt Prof. Hermann Buerstmayr, Leiter des Interuniversitären Forschungszentrums für Agrarbiotechnologie in Tulln. Gefährdet seien subtropische Gebiete. Ein naher Verwandter, der Gelbrost, ist jedoch auch heimischen Landwirten bekannt: Ende der 90er Jahre verursachte dieser Pilz erhebliche Ernteausfälle in Österreich. Gänzlich ausschließen könne man einen Befall nie, meint der Experte. Sollte ein Schwarzrost-Erreger auch hierzulande auftreten, würde sicher rasch mit Fungiziden gegengesteuert werden - was allerdings mit höheren Kosten für die Weizenbauern verbunden ist.
Dass ein Schwarzrost-Befall die heimischen Biobauern in Schwierigkeiten bringen könnte, weil diese ja auf Fungizide verzichten, glaubt Gerhard Bruckner, Produktmanager für Getreide bei BioAustria, nicht. Biologische Pflanzen seien genetisch stabiler und widerstandsfähiger, sagt Bruckner. "Aktuell sehe ich die Weizenernte eher durch mangelnden Niederschlag bedroht".