Schmied sieht jetzt ein "window of opportunity". | Verhandlungen mit der Gewerkschaft noch vor Ostern. | Wien. Bis zum Schuljahr 2012/13 sollte - wenn alles gut geht - das neue Dienst- und Besoldungsrecht für Lehrer in Kraft sein. Das hofft jedenfalls Unterrichtsministerin Claudia Schmied. Gleichzeitig mit dem Dienstrecht soll auch die neue Lehrerausbildung starten.
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Schmied hat am Dienstag in einem Abstimmungsgespräch mit Beamtenministerin Gabriele Heinisch-Hosek, Finanzstaatssekretär Reinhold Lopatka und ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon die Verhandlungen in sechs Themen aufgeteilt: Berufsbild, Definition Funktionslaufbahn, Besoldungsmodelle, mittleres Management und Schulleitung, Verwaltungspersonal und Übergangsbestimmungen.
Mehr Zeit in der Klasse
Das neue Lehrerdienstrecht soll leistungsorientiert sein, die Bezahlung soll nach Funktionen erfolgen. Wegkommen will man im Unterrichtsministerium auch vom derzeitigen System der Berechnung, in dem die Arbeitszeit in Lehrverpflichtung, Vor- und Nachbereitung aufgeteilt ist.
Naturgemäß wird auch die Anwesenheit der Lehrer in der Klasse ein Thema sein. Dass die Unterrichtszeit verkürzt wird, kann Schmied sich nicht vorstellen. Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Lehrer an den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen, Jürgen Rainer, hatte im Februar eine Verkürzung Wochenarbeitszeit von 40 auf 38 Stunden gefordert - und zwar durch eine Kürzung der Lehrverpflichtung von 20 auf 19 Stunden.
Mit der Lehrergewerkschaft will sich die Regierung noch vor Ostern zusammensetzen. Einen Termin dafür gibt es noch nicht. Walter Riegler, Vorsitzender der Pflichtschullehrer-Gewerkschaft hätte es für sinnvoller gehalten, "von Haus aus eingebunden zu sein". Rainer geht davon aus, dass die Gewerkschaft demnächst ein "konkretes Angebot" von Regierungsseite vorgelegt bekommt.
Die Unterrichtsministerin hält den jetzigen Zeitpunkt für ein "window of opportunity" für das neue Dienstrecht. Schließlich gehen in den nächsten Jahren 60.000 Lehrer in Pension. Das könnte sich, so hofft man, auf die Finanzierung auswirken. Denn es ist geplant, die Anfangsgehälter deutlich höher anzusetzen als derzeit, dafür soll sich die Gehaltskurve später abflachen.
Kindergärtnerinnen
Ob auch die Kindergärtnerinnen in das neue Dienstrecht fallen werden, ist noch völlig offen. Zwar sollen künftig alle Pädagogen - vom Kindergarten bis zur Schule mit Maturaabschluss - dieselbe Ausbildung erhalten, aber ob sich das auch auf die Bezahlung auswirkt, muss mit den Ländern verhandelt werden. Die Kindergartenpädagoginnen bezahlen nämlich die Länder. "Wir können nicht über den Kopf der Länder hinweg entscheiden", sagte Schmied.
Master für alle Lehrer
Recht weit scheint unter dessen auch die Arbeitsgruppe zur neuen Lehrerausbildung zu sein. Andreas Schnider, der Leiter der Gruppe, hat einen Zwischenbericht vorgelegt, der einen Master für alle Lehrer vorsieht. Nach der Bachelor-Ausbildung folgt ein Induktionsjahr an den Schulen, danach muss innerhalb von fünf Jahren - berufsbegleitend - der Master abgelegt werden.
Lehrermangel in Wien
Gegen den Lehrermangel sammelt die Wiener ÖVP derzeit Unterschriften. In Wien müssen aufgrund des Stellenplans des Bundes 160 Pflichtschullehrer eingespart werden. ÖVP-Chefin Christine Marek fordert, dass das Land die Kosten für diese 160 Lehrer übernimmt und nicht einspart. Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl betonte, es würden Überstunden abgebaut, Doppelbesetzungen teilweise aufgelöst und Lehrer nicht mehr in der Unterrichtszeit fortgebildet. Unverbindliche Übungen würden nicht gestrichen.
Analyse - Seite 12