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Die Zeiten des "Regietheaters" scheinen ihrem Ende entgegen zu gehen. Unlängst inszenierte z. B. Peter Stein, einer der großen Protagonisten eben dieses Theaters, einen "Faust", der wortgenau und buchstabengetreu dem Goetheschen Text folgt. Also scheint die neueste Devise zu lauten: Zurück zum Text und zur Intention des Autors, weg von den Freiheiten oder gar Willkürlichkeiten der Regisseure!
Ein weiteres Indiz für diesen Wandel konnte man vorgestern Abend in "Treffpunkt Kultur" finden: Barbara Rett sprach mit Michael Heltau, der erstmals in seinem Künstlerleben Regie führt. Für die Wiener Festwochen inszeniert er "Figaros Hochzeit", und begeistert berichtete er von den Proben. Das durchwegs junge Ensemble, so rühmte er, kenne keine höhere Autorität als Mozarts Partitur und Da Pontes Libretto, und so müsse es auch sein.
Heltau selbst gehorcht freilich noch einer Autorität anderer Art: seine Inszenierung folgt im Wesentlichen dem großen Vorbild Giorgio Strehler. Riccardo Muti, der den "Figaro" dirigieren wird, wünschte sich eine Wiederbelebung von Strehlers klassischer Inszenierung der Mozart'schen Oper, und Heltau, der mit dem italienischen Regisseur oft zusammen- gearbeitet hat, bringt dieses Remake nun möglichst vorbildnah auf die Bühne. So viel Demut hätten in den vergangenen 30 Jahren wohl nur wenige Regisseure aufgebracht. Ob das Resultat der Bemühung wirklich interessanter wird als die exzentrischen Produktionen des Regietheaters, bleibt abzuwarten: Am 18. Juni ist Premiere.