Zick-Zack-Kurs bei Terrorbekämpfung empört Indien. | Neu Delhi. Es geht drunter und drüber in Islamabad: Mal scheint die pakistanische Regierung gewillt, Indien bei der Aufklärung der Terrorattacke von Bombay (Mumbai) zu helfen, dann tut sie wieder völlig ahnungslos. Präsident Asif Ali Zardari hatte erst erklärt, "nicht-staatliche Elemente in Pakistan" könnten hinter den Anschlägen stecken. Etwas später ruderte er zurück und sagte, er zweifele doch sehr daran, dass der einzige überlebende Terrorist der Bombay-Attacke, Ajmal Kasav, Pakistani sei.
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Währenddessen zeigte das pakistanische Fernsehen Interviews mit Einwohnern aus dem Dorf von Kasav im pakistanischen Punjab. Die Männer bestätigten vor laufender Kamera nicht nur, dass Kasav vor ein paar Jahren noch hier in Faridkot gewohnt habe, sondern sie erzählten auch, dass Kasavs Familie von Geheimdienstleuten abgeholt und an einen unbekannten Ort gebracht worden sei.
Doch Zardari kritisierte statt dessen, Indien habe immer noch keine harten Beweise geliefert, das die Bombay-Killer aus Pakistan stammten, obwohl US-Außenministerin Condoleezza Rice ihm deutlich gemacht hatte, dass es "genügend Beweise" gebe, um endlich zu handeln.
Das Muster wiederholte die Regierung auch bei anderen Gelegenheiten: Da wurde erst Islamisten-Führer Masud Azhar angeblich unter Hausarrest gestellt, dann wieder behauptet, der Mann halte sich gar nicht in Pakistan auf. Erst wurden Camps und Büros der Terrorgruppe Lashkar e Toiba geschlossen, doch dann hieß es, die mit Lashkar verbundene "Wohltätigkeitsorganisation", die die Terrortaten finanziert, dürfe weiter operieren. Der Nachbar Indien ist verstört. Fast 200 Menschen kamen bei den Anschlägen vor drei Wochen in Bombay um. 60 Stunden lang demütigten die Terroristen Indien vor den Augen der Welt. Auch USA und EU sind alarmiert.
Oppositionschef Sharif läuft sich bereits warm
Nun nutzt Zardaris politischer Widersacher, Nawaz Sharif, die Gunst der Stunde. Es sei sicher, dass Kasav Pakistani sei, erklärte der Oppositionsführer nun. Sharif hatte sich vor erst drei Monaten aus der Koalitionsregierung mit Zardaris PPP-Partei zurückgezogen. Nun wittert der zweimalige Premier Morgenluft. In Pakistan kursieren bereits Berichte, Sharif treffe sich mit Armee-Generälen. Denn ohne die mächtigen Militärs regiert in Pakistan keiner. Zardari sagte daraufhin sogar seinen Staatsbesuch in Afghanistan ab - angeblich wegen schlechtem Wetter.
Der Eiertanz der Regierung in Islamabad zeigt, wie schwach die Zivilregierung ist, die seit Februar im Amt ist. Es scheint, als sei Zardari für viele im Militärapparat zu weit gegangen. Sie sehen den Feind weiterhin in Indien und wollen die heimischen Terrorgruppen gern als Trumpfkarte gegen den Erzfeind von nebenan in der Hand behalten. Auch der frühere Regierungs- und Armeechef Pervez Musharraf, der acht Jahre an der Spitze des Landes stand, hat Teile der Terroroutfits schalten und walten lassen. Manche im Militär könnten daher gewillt sein, Sharif eine Chance zu geben und Zardaris Regierung abzusetzen.
Viele Pakistanis sehen Zardari nur als Marionette der USA. Sie halten den Krieg gegen den Terrorismus für eine rein amerikanische Angelegenheit, obwohl in ihrem Land inzwischen mehr Menschen durch Selbstmordattentate von Islamisten sterben als im Irak. Jeden Tag bringen die Zeitungen neue Berichte über eine "indische Verschwörung", die in Wirklichkeit hinter dem Bombay-Terror stecken soll, um Pakistan zu schaden.