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OÖ: Geplante Männer-Bevorzugung liegt auf Eis. | Gewerkschaft: Ruf des Berufs verbessern. | Linz/Wien. "Eines ist sicher: Wir brauchen Männer." Der oberösterreichische ÖVP-Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer will für mehr männliche Pflichtschullehrer sorgen. Denn von den 13.000 Volks- und Hauptschullehrern in Oberösterreich sind 90 Prozent Frauen.
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Linz/Wien. "Eines ist sicher: Wir brauchen Männer." Der oberösterreichische ÖVP-Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer will für mehr männliche Pflichtschullehrer sorgen. Denn von den 13.000 Volks- und Hauptschullehrern in Oberösterreich sind 90 Prozent Frauen.
Im Jänner ergab eine Studie des Sozialministeriums, dass den Buben männliche Vorbilder fehlen. Sie liegen bei den schulischen Leistungen hinter ihren Altersgenossinnen zurück und weisen durch den "weiblich dominierten Erziehungsstil" Verhaltensauffälligkeiten, so die Studie. Im Jänner hatte das Sozialministerium eine Quotenregelung für die Einstellung männlicher Lehrer vorgeschlagen.
Enzenhofer hat mit seinem Vorhaben, im kommenden Schuljahr bevorzugt männliche Absolventen der Pädagogischen Akademien (Pädak) einzustellen, jedoch eine Welle politischer Debatten ausgelöst.
Während Bildungsministerin Elisabeth Gehrer von einem "konstruktiven Vorschlag" sprach, der ein "Pilotprojekt" für ganz Österreich werden könnte, hat die oberösterreichische Opposition nun juristische Geschütze gegen Enzenhofers Idee aufgefahren. SPÖ-Klubobmann Karl Frais hat vergangene Woche in der Landesschulratssitzung ein Gutachten einer Linzer Anwaltskanzlei vorgelegt, in dem es heißt: "Eine Bevorzugung von männlichen Bewerbern als Pflichtschullehrer (ist) ausgeschlossen." Die Begründung: Positive Diskriminierung sei im österreichischen Pflichtschullehrer-Recht "nicht vorgesehen". Enzenhofer hat dafür kein Verständnis: "Dann dürften wir weibliche Anwärter für den Schulleiter auch nicht bevorzugen." Dies sei aber im Moment gängige Praxis.
"Einmaliger Gag"?
Frais hat auch inhaltliche Schwierigkeiten mit Enzenhofers Vorstoß. "Ich halte die Idee für einen einmaligen Gag", sagt er. Denn mit einer kurzfristigen Bevorzugung der männlichen Bewerber ändere man "strukturell gar nichts".
Enzenhofer will mit seiner Idee hingegen ein "Signal setzen": Wenn Männer bevorzugt eingestellt würden, entschieden sie sich eher für den Lehrberuf. Derzeit liegt der Plan jedoch auf Eis, denn der Verfassungsdienst prüft zunächst das SPÖ-Gutachten.
Für Pflichtschullehrer-Gewerkschaftschef Walter Riegler ist "Bevorzugung sinnlos, wenn man langfristig etwas erreichen will". Das Problem liege darin, dass Pflichtschullehrer "kein Renomée" haben.
"Bezahlung zu gering"
Es würden sich auch deshalb hauptsächlich Frauen für das Lehramt in der Pflichtschule entscheiden, weil die Männer sich immer noch in der Rolle des "Familienerhalters" sehen. Und dafür reicht laut Riegler, der selbst 20 Jahre Lehrer war, das Gehalt nicht aus.
Trotz der offensichtlichen Differenzen sind sich in einer Sache alle einig: "Der Beruf muss für Männer attraktiver gestaltet werden", heißt es unisono. Über das "Wie" streitet man jedoch: "Die Bundesregierung hat mit den Pädagogischen Hochschulen einen Riesenfehler gemacht", sagt Frais. Denn Lehrer würden so auf ein Berufsbild festgelegt.
Stimmt nicht, sagt Gehrers Sprecher Ronald Zecha: Die Hochschulen, die ab Herbst 2007 die Pädaks ersetzen werden, seien durchlässig: So könne etwa ein Masterstudium angehängt werden. Und: "Männer, die die Ausbildung machen, muss man halt sofort einstellen." Riegler fordert einen Umdenkprozess der Gesellschaft. Für Enzenhofer bedarf das Image einer Korrektur: Man müsse den Beruf von seinem "Sozial-Touch" befreien.