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Seneszenz, aus dem Lateinischen senescere für altern, nennt sich das Phänomen, bei dem die meisten Körperzellen nach einer bestimmten Anzahl von Teilungen ihr Wachstum einstellen. Wie diese Fähigkeit eingesetzt werden kann, um die Alterung zu verlangsamen, ist Thema der Konferenz "Senescence in vivo" am Mittwoch im Wiener Palais Eschenbach.
"Solche Zellen sind im menschlichen Körper überall zu finden. Mit den Jahren werden sie mehr in der Zahl, und zwar besonders dort, wo altersbedingte Probleme auftreten, wie Arteriosklerose, neurodegenerative Erkrankungen oder COPD in der Lunge", sagt Organisator Johannes Grillari, Direktor des Ludwig Boltzmann Instituts für Traumatologie in Wien.
Tragen seneszente Zellen aktiv zum Alterungsprozess bei? "Mäuse, in denen diese Körperzellen eliminiert werden, leben zwar nicht unbedingt länger, sind aber länger gesund. Sie haben weniger altersassoziierte Krankheiten als Kontrollgruppen", erklärt Grillari.
Therapien gegen Demenz
Eine medizinische Hoffnung sind Wirkstoffe, die diesen Effekt herbeiführen, Senolytika genannt. Sie werden in klinischen Versuchen derzeit an Menschen getestet. Aus einem Christian-Doppler-Labor in Wien ging zudem eine Kooperation mit dem Kosmetikkonzern Chanel zu Pflanzenextrakten für Cremen gegen Hautalterung hervor.
"Seneszente Zellen sind nicht der einzige Mechanismus, der altern lässt", sagt Grillari. In der Jugend hemmen sie das ungehemmte Wachstum von Tumoren, wenn sie aber mit dem Alter mehr werden, kippen ihre Effekte ins Negative. Die Hoffnung an Senolytika sind neue Therapien gegen Alzheimer, Parkinson, Herzkreislauferkrankungen oder Osteoporose. "In Zukunft könnten diese Arzneien gegen Demenz helfen", sagt der Mediziner. Ob sie uns länger leben lassen, bezweifelt er, doch er geht davon aus, "dass sie uns länger gesund leben lassen".(est)