Zum Hauptinhalt springen

Neue Meilensteine in der Augenmedizin

Von Alexandra Grass

Wissen

Veränderte Technologien und Behandlungsmethoden sorgen für schnellere Diagnose und bessere Therapien.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 8 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wien. Nach jahrzehntelanger gleichbleibender Behandlungs- und Untersuchungsmethoden setzen neue Erkenntnisse nun offensichtlich Meilensteine in der Augenmedizin. Den Patienten bringen neue Technologien eine schnellere Diagnose und verbesserte Therapien, den Medizinern eine enorme Erleichterung. Ursula Schmidt-Erfurth, Leiterin der Uniklinik für Augenheilkunde am Wiener AKH, sprach am Mittwoch gar von einem "Paradigmenwechsel" auf ihrem Fachgebiet.

Künftig werde die digitale Angiografie, eine neue Untersuchungsart, die die Darstellung der Augengefäße ohne Kontrastmittelverabreichung ermöglicht, die herkömmliche klassische Methode ersetzen, kündigte Andreas Pollreisz von der MedUni Wien an. Die Angiografie stellt eine Basisuntersuchung bei der altersbedingten Makuladegeneration, diabetischen Netzhauterkrankungen oder Gefäßverschlüssen dar. Bis jetzt wurde vor der etwa 30 Minuten dauernden Untersuchung ein Farbstoff in die Armvene injiziert, der auf der Netzhaut unterschiedlich sichtbar wurde. Das neue Gerät fertigt innerhalb von Sekunden mittels eines für das Auge harmlosen Laserlichts Schichtbilder der Netzhaut an. Die Methode sei "nicht invasiv, nicht belastend, kontaktlos, schmerzfrei und schnell", hob Pollreisz die Vorteile hervor. Auf den Farbstoff hätten viele Patienten mit Übelkeit oder gar einem allergischen Schock reagiert.

Als Ergebnis erhält der Arzt mithilfe der digitalen Angiografie eine dreidimensionale Landkarte der durchbluteten Gefäße. "Somit können erstmalig die einzelnen Gefäßstrukturen auch den jeweiligen Netzhautschichten zugeordnet werden." Die neue Untersuchung eigne sich auch als Screeningmethode.

Bei der diabetischen Netzhauterkrankung wird in der Behandlung seit 40 Jahren auf Laserverödung gesetzt. Die Patienten mussten aber bisher für den Erhalt der Sehkraft den Verlust von Teilen des Gesichtsfelds in Kauf nehmen. Doch ohne Einschreiten erleiden Patienten mit Gefäßwucherungen der Netzhaut zu 50 Prozent innerhalb von fünf Jahren einen schweren Sehverlust. Angesichts der steigenden Zahl der Diabetesfälle wird diese Art von Erkrankung wohl zunehmen.

Eine neue Methode bietet hier einen schonenderen und besseren Eingriff. Dabei kommt ein bestimmtes Medikament zum Einsatz, mit dem bisher bei der Makula-Erkrankung Erfolge erzielt werden konnten. Eine jüngst publizierte US-Studie zeigt, dass dieselbe Substanz auch gegen die schwerste Form der diabetischen Netzhauterkrankung wirksam sein könnte. Die Forschergruppe konnte zeigen, dass die mit der medikamentösen Injektion behandelten Patienten nach zwei Jahren eine bessere Sehkraft und ein gut funktionierendes Gesichtsfeld hatten. Nun müssten, so Schmidt-Erfurth, für die Behandlung tausender Diabetiker neue Richtlinien und Empfehlungen erstellt werden.

Drittes Highlight beim am Samstag stattfindenden internationalen Augenkongress ART Vienna ist die Möglichkeit der Sehfähigkeitsmessung im Gehirn. Dabei wird die konventionelle Netzhautuntersuchung um ein bildgebendes Verfahren ergänzt. Im Zuge einer funktionellen Magnetresonanztomographie zeigt sich bei Netzhauterkrankungen eine reduzierte Aktivität im Sehzentrum. Sichtbar wurde damit, dass bei lange bestehenden Netzhauterkrankungen benachbarte gesunde Netzhautareale die Funktion der verloren gegangenen Bereiche übernehmen können. "Wir lernen, wie Sehen verbessert werden kann", schloss Schmidt-Erfurth.