Zum Hauptinhalt springen

Neue Puzzlestücke in der Causa Wulff

Von Nadja Kwapil

Europaarchiv

Hat Wulff dem niedersächsischen Landtag weitere Details verschwiegen?


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Berlin. Der Generalvorwurf ist nicht völlig neu. Es geht um undurchsichtige Verfilzungen in der Causa Wulff, um unterschlagene Auskünfte, um Korruption. Neu sind indes die Puzzlestücke, die es beständig tröpfelt. Wie die Online-Plattform "tagesschau.de" nun berichtet, soll Wulff mit dem Osnabrücker Geschäftsmann Egon Geerkensbis vor kurzem auch über andere als die bisher bekannt gewordenen geschäftlichen Pfade verbunden gewesen sein. Geerkens sei Mandant und Vermieter der Rechtsanwaltskanzlei "Funk, Tenfelde und Partner" gewesen, jener Kanzlei, für die auch Wulff gearbeitet haben soll und zwar mehr als 15 Jahre.

Auf zahlreichen Anwaltsschreiben sei Wulff stets im Briefkopf angeführt worden, noch 2004 soll diese Kanzlei den Unternehmer Geerkens vertreten haben. Es besteht der Verdacht, dass dies in Widerspruch zu den einstigen Aussagen Wulffs vor dem niedersächsischenLandtag steht. In einer Fragestunde im Februar2010 hatte dieser noch beteuert, zwischen ihm und Geerkens hätte es während der vergangenen zehn Jahre keine Geschäftsbeziehungen gegeben.

Laut Gernot Lehr, dem Anwalt Wulffs, soll der deutsche Präsident seine Tätigkeit 1994 eingestellt und danach keinerlei Einkünfte mehr aus seiner Anwaltstätigkeit erhalten haben. Laut "tagesschau.de" habe die Kanzlei allerdings konkretisiert, Wulff sei nach 1994 in ein freies Mitarbeiterverhältnis umgestiegen. Er sei als "Außensozius" geführt worden, erst im Sommer 2011 habe Wulff auch diesen Vertrag aufgelöst. Durch sein Verschweigen verstoße Christian Wulff gegen die deutsche Bundesverfassung, sagt der hannoversche Staatsrechtler Jörg-Detlef Kühne. Er hätte diese Beziehungen offen legen müssen. In einem Fernsehinterview bezeichnete die SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles Wulff indirekt als Lügner: "Wir haben jetzt offensichtlich einen Pinocchio im Bundespräsidialamt." Sie halte das Verhalten des Präsidenten für "peinlich".