Staatsanwaltschaft Wien leitet Anzeige nach Vaduz weiter.
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Wien. Die mutmaßliche Anlageaffäre um den liechtensteinischen Finanzdienstleister Money Service Group (MSG) von Michael Seidl bekommt neue Munition. Vor wenigen Tagen ist bei der Staatsanwaltschaft Wien eine Strafanzeige von zwei GmbH gegen die MSG-Brüder Michael und Thomas Seidl eingegangen, das bestätigt Staatsanwalt Thomas Vecsey der „Wiener Zeitung”. Der Verdacht: Betrug. Die Höhe des mutmaßlichen Schadens ist bisher nicht bekannt. Zur Erinnerung: In der Wiener Innenstadt unterhielten die früheren Kapperlsponsoren von Niki Lauda eine Zweigstelle der MS Consult AG.
„Wir werden die Anzeige nach Liechtenstein weiterleiten”, sagt Vecsey. Gegen den umtriebigen MSG-Boss Michael Seidl wird in Liechtenstein und in der Schweiz ermittelt; er sitzt derzeit in St. Gallen in U-Haft. Sein Bruder Thomas leitete die MS Invest, die Fondsgesellschaft der Money Service Group, die liquidiert wird. Dem Vernehmen nach werden die Betrugsvorwürfe von Seidl & Co. bestritten.
Anlegerplattform
Indes werden für betroffene MSG-Kunden erste Klageplattformen gegründet. Der deutsche Bund für soziales und ziviles Rechtsbewusstsein (BSZ) hat am Dienstag eine Interessengemeinschaft für betroffene MSG-Anleger in Deutschland, Österreich und der Schweiz ins Leben gerufen, die vom Berliner Anwalt Walter Späth vertreten wird. „Wir schätzen, dass der mögliche Schaden im hohen zweistelligen Millionen-Bereich liegen wird”, sagt Späth zur „Wiener Zeitung”. Seine Kanzlei Rohde & Späth kooperiert in Anlagefällen mit dem Wiener Anwalt Johannes Marenzi von der Kanzlei HLMK. Auch der Vorarlberger Anwalt Clemens Pichler ist in Sachen MSG kräftig am Recherchieren und plant eine sogenannte Gruppenintervention für geschädigte Anleger. Und der Wiener Anlegeranwalt Eric Breitender, ein Experte für Beraterhaftung, tüftelt bereits an ersten Rechtsschritten.
„Wir prüfen derzeit, ob wir eine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Wien einbringen, und schauen uns an, wie wir die Rechte der Anleger im Strafverfahren in Liechtenstein wahrnehmen können”, sagt Breiteneder zur „Wiener Zeitung”. „Wir werden auch einen Antrag auf Sicherstellung von Vermögensgegenständen des Herrn Seidl einbringen.”
Zugleich will Breiteneder prüfen, wie man jene Persönlichkeiten, die für die Marke Money Service Group aufgetreten sind, haftbar machen kann. Denn durch sie konnte MSG erst die Kunden anlocken.