Höchste Sicherheitsstufe auf Indiens Flughäfen. | Massenpanik nach neuem Bombenfund in Bombay. | Neu Delhi. Im dem vom Terror heimgesuchten Indien sorgte am Donnerstag, eine Woche nach den Anschlägen in Bombay, eine Attentats-Warnung der Behörden für neue Angst. In einer E-Mail sollen die "Deccan Mudjahedin" erklärt haben, dass in den nächsten drei Tagen auf den Flughäfen Chennai (Madras), Delhi und Bangalore Flugzeugentführungen geplant seien. Nach der Warnung herrscht auf Indiens Flughäfen die höchste Sicherheitsstufe.
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Die "Deccan Mudjahedin" hatten sich zu dem Terroranschlag auf Bombay bekannt. Sie waren aber zuvor noch nie in Erscheinung getreten. Indiens Behörden glauben, dass die Gruppe bloße Fassade für die in Pakistan beheimatete Terrorgruppe Lashkar e Toiba ist. Indien sieht Pakistan hinter der beispiellosen Terrortat, bei der in der letzten Woche fast 200 Menschen ums Leben kamen, darunter auch 28 Ausländer.
Unterdessen traf US-Außenministerin Condoleezza Rice auf ihrer Krisenmission in Islamabad ein, um Pakistans Regierung zu einer härteren Gangart gegenüber militanten Islamisten zu drängen. Rice sagte, Pakistan müsse jetzt eine starke und wirksame Antwort geben. Die globale Gefahr durch Terrorismus und Extremismus müsse von allen Länder mit einer harten Haltung angegangen werden.
Die US-Außenministerin hatte sich zuvor bemüht, in Indien erzürnte Gemüter zu besänftigen, um eine Eskalation zwischen den beiden Atommächten zu vermeiden. Rice traf sich in Islamabad zuerst mit Militärchef Asfaq Kayani, später mit Präsident Asif Ali Zardari und Premierminister Yusuf Raza Gillani. Für ihren Blitzbesuch in Indien und Pakistan hatte Rice ihre Teilnahme an einem Nato-Treffen in Brüssel unterbrochen. Pakistans Präsident Asif Ali Zardari betonte erneut den Willen zur Kooperation mit Indien.
Bereits am Mittwoch war US-Generalstabschef Admiral Mike Mullen zu Gesprächen in die pakistanische Hauptstadt gereist. Die USA fürchten, dass eine Eskalation zwischen den verfeindeten Nachbarn ihrem Anti-Terrorkampf in der Region einen schweren Rückschlag versetzen könnte. Indien und Pakistan haben bereits drei Kriege gegeneinander geführt. Sollte Pakistan Truppen von seiner Nordwestgrenze zu Afghanistan an seine Grenze zu Indien verlegen, würde das den Kampf gegen Taliban und Al Kaida-Gruppen im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet erschweren und die Chancen für die USA und seine westlichen Alliierten, den Krieg in Afghanistan zu gewinnen, weiter verschlechtern. Pakistan ist ein wichtiger Verbündeter im Anti-Terrorkampf.
Admiral Mullen forderte Pakistan auf, gegen alle "Gotteskämpfer" vorzugehen. Außerdem erklärte er, Pakistan müsse aggressiv jede und alle möglichen Verbindungen, die von den Anschlägen in Bombay zu Gruppen in Pakistan führen, untersuchen. Zudem erklärt der hohe US-Militär, Pakistan müsse stärker und besser abgestimmt gegen militante Extremisten überall im Land durchgreifen. Pakistan hat seit acht Monaten eine zivile Regierung, dennoch bleibt das Militär die entscheidende Kraft im Lande. Beobachter glauben, dass die pro-westliche Haltung der Regierung bei Teilen der Armee und des mächtigen Geheimdienstes ISI zu Unmut geführt hat, besonders weil die Regierung den Friedensprozess zwischen Indien und Pakistan wieder auf die Tagesordnung gesetzt und sich auch im festgefahrenen Kaschmir-Konflikt offen für Verhandlungen erklärt hat. Die Anschläge von Bombay durchkreuzen diese Entwicklung.
Am Mittwoch hatte in Bombay die Entdeckung einer acht Kilo schweren Bombe im Victoria Terminus, dem Hauptbahnhof von Bombay, für eine Massenpanik gesorgt. Der Bahnhof war in der Vorwoche eines der Anschlagsziele. Der Sprengsatz soll allerdings bereits eine Woche dort gelegen sein.
Weiterer Rücktritt in Maharashtra
Acht Tage nach der Terrorserie von Bombay ist nun auch der Ministerpräsident des westindischen Bundesstaates Maharashtra, Vilasrao Deshmukh, zurückgetreten. Vor Deshmukh, der der Kongress-Partei angehört, hatten bereits die Innenminister Indiens und Maharastras, Shivraj Patil und R. R. Patil, ihre Ämter niedergelegt.