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Neue Zeiten mit #metoo

Von Petra Paterno

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Wer in den 1970er Jahren aufwuchs, fand sich inmitten einer Gesellschaft wieder, in der, speziell was die Frauenrechte betraf, vieles in Bewegung geriet. Seit 1975 besteht in Österreich die Möglichkeit, Schwangerschaften legal abzubrechen, seit damals können Frauen einen Beruf ausüben, ohne sich dafür die Zustimmung eines Mannes einholen zu müssen. Vergewaltigung in der Ehe galt dagegen bis 1989 als Kavaliersdelikt, ohne strafrechtlich geahndet zu werden. Unschöne, alte Welt. Seit damals hat sich einiges geändert. Aber genügt das auch?

Heute werden mächtige Männer angeklagt, Frauen (und Männer) missbraucht und gedemütigt zu haben: Unter #metoo formierte sich in nur kurzer Zeit ein gesamtgesellschaftlicher Aufschrei gegen (sexuellen) Machtmissbrauch. Vor den Augen der Welt stürzten die Potenten und Übermächtigen ins Bodenlose. Es ist gut möglich, dass die Diskussion mitunter überhitzt und hysterisch geführt wird, da und dort unnötige Kapriolen schlägt, dass Unschuldige ins Visier geraten, während andere, die es verdient hätten, angeklagt zu werden, davonkommen. Schön ist das nicht. Das ändert aber nichts daran, dass die Debatte richtig und wichtig ist.

Junge Frauen und Männer können sich heute anders wehren, sollten sie in entwürdigende Situationen geraten. Wer eine Machtposition innehat, wird sich zumindest drei Mal überlegen, wie er künftig mit Menschen umgeht. Die "Mentalität des Zulassens", wie Robert Musil 1921 formulierte, wird 2018 kritischer Revision unterzogen. Was kann daran verkehrt sein?