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Neuer Anlauf

Von WZ-Korrespondent Frank Nordhausen

Politik

Die Türkei und die USA wollen Berichten zufolge nun mit dem Aufbau einer "IS-freien Zone" beginnen.


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Istanbul. Die Türkei und die USA werden in Kürze mit dem Aufbau einer "IS-freien Zone" in Syrien beginnen. Das meldeten türkische Medien am Mittwoch. Demnach haben sich die beiden Nato-Partner am Rand der G20-Gipfels in Antalya verbindlich darauf geeinigt, die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) aus einem 98 Kilometer langen und rund 60 Kilometer breiten Grenzstreifen in Nordsyrien zu vertreiben. Die Türkei will dort Flüchtlingslager für Syrer errichten. Allerdings hatte es entsprechende Meldungen schon vor drei Monaten gegeben, ohne dass das Vorhaben bisher in die Tat umgesetzt worden wäre.

US-Außenminister John Kerry erklärte am Dienstag in Paris, dass die beiden Länder jetzt eine gemeinsame Operation starten würden, um den letzten "offenen Grenzabschnitt" zwischen Syrien und der Türkei zu schließen. Er bezog sich auf die Region zwischen den Städten Dscharablus westlich des Euphrats und Ortschaft Azaz nördlich von Aleppo. Auf syrischer Seite kontrolliert das IS-"Kalifat" etwa zwei Drittel dieses Gebiets, den Rest beherrschen Milizen der "Freien Syrischen Armee" (FSA) und als "moderat" geltende Islamisten.

Über den Grenzabschnitt verlaufen die letzten offenen Schmuggelrouten des IS aus der Türkei. Den Rest der insgesamt 911 Kilometer langen Grenze sichern die mit den USA verbündeten syrischen Kurden, die dort drei selbstverwaltete Kantone eingerichtet haben. Kerry erklärte außerdem, die Ergebnisse der Syrien-Friedensgespräche in Wien bedeuteten, dass das Land vermutlich nur "Wochen vor einer großen Veränderung" stehe. Allerdings bestehen noch immer grundsätzliche Differenzen mit Russland und dem Iran über die Rolle des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad.

Der türkische Außenminister Feridun Sinirlioglu bestätigte das gemeinsame amerikanisch-türkische Vorhaben. "Wir werden Daesh (IS, Anm.) nicht erlauben, weiter an unserer Grenze präsent zu sein", sagte er der Agentur Anadolu. Hürriyet zitierte "ranghohe diplomatische und militärische Offizielle" in Ankara, die "Säuberungsaktion" zur Einrichtung einer "IS-freien Zone" werde in Kürze beginnen. Während die USA und die Türkei gemeinsam für Luftunterstützung sorgten, würden FSA-Milizen eine Bodenoffensive gegen den IS beginnen. Regierungsvertreter in Ankara haben in den vergangenen Tagen mehrfach erklärt, dass keine türkischen Bodentruppen eingesetzt werden sollen.

Indes haben syrische Rebellen und die Armee von Staatschef Bashar al-Assad übereinstimmenden Angaben zufolge erstmals über einen zweiwöchigen Waffenstillstand in der Region Ost-Ghuta östlich der Hauptstadt Damaskus verhandelt. An den Gesprächen am Mittwochabend seien wahrscheinlich Vermittler aus Russland oder dem Iran beteiligt, sagte der Chef der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte Rami Abdel Rahman. Wenn eine Einigung erzielt werde, könne die Feuerpause in Ost-Ghuta bereits am Donnerstag um 06.00 Uhr Ortszeit in Kraft treten und für 15 Tage gelten.