Am Montag Krisengipfel mit Banken, Kurse der Firmenanleihen tief im Keller.
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Wien. Gerade einmal drei Monate nach dem 30-prozentigen Schuldennachlass der Banken steckt der heimische Bauriese Alpine schon wieder in einer bedrohlichen Finanzkrise. Die Gefahr einer Insolvenz, die neben Konsum und A-Tec eine der größten der Zweiten Republik wäre, ist akut. Tausende Jobs wackeln.
Wie schlimm es um den Salzburger Konzern bestellt ist, verdeutlichen allein schon die aktuellen Kurse dreier Firmenanleihen, über die er vor Jahren insgesamt 290 Millionen Euro eingesammelt hat. Diese Bonds notierten am Freitag an der Wiener Börse nur noch bei 20, 26 und 35 Prozent ihres Nennwerts, und die Renditen (Zinssatz im Verhältnis zum Kurs) lagen mit 33, 40 und 58 Prozent extrem hoch.
Werte wie diese erinnern an die Staatsschuldenkrise in Europa und da vor allem an den "griechischen Patienten". An den Märkten gelten sie als höchstes Alarmzeichen und als Indikator für einen drohenden Totalausfall von Anleihen.
Großes Liquiditätsloch
Ohne frisches Geld sitzt die Alpine jedenfalls schon in wenigen Monaten auf dem Trockenen - und das wäre ihr Ende. Das große Problem des Konzerns: Der Verkauf von Familiensilber, der den Gläubigerbanken in dem Anfang März vereinbarten Sanierungsplan zugesagt wurde, hat sich de facto totgelaufen. Fix geplant war, die Tochterfirmen Alpine Energie, Hazet Bau und GPS Underground Engineering loszuschlagen und alles in allem etwa 200 Millionen Euro zu lukrieren. Obwohl es Interessenten gibt, sind Verkaufserlöse in dieser Höhe - zumindest derzeit - bei weitem nicht realisierbar. Deshalb klafft bei der Alpine nun ein großes Liquiditätsloch, was den bisherigen Sanierungsplan auf den Kopf stellt.
Weiteres "Streichkonzert"?
Da die Verkäufe jetzt bis auf Weiteres auf Eis gelegt sind, braucht der Konzern dringend eine Brückenfinanzierung. Von bis zu 200 Millionen Euro ist die Rede. Diese Summe ist Teil eines neuen Finanzierungskonzepts, das die Geschäftsführung den Gläubigerbanken kurz vor dem Wochenende vorgelegt hat. Der "Kurier" berichtet, dass es dabei auch um einen weiteren Schuldenschnitt gehen soll. Das gesamte Restrukturierungspaket könnte demnach bis zu 400 Millionen Euro ausmachen, schreibt die Zeitung.
Bei der Alpine selbst werden keine konkreten Zahlen genannt. Sprecher Johannes Gfrerer betont lediglich (und das vor allem mit Blick auf die Banken), dass der spanische Eigentümer FCC bereit sei, "nochmals Geld in die Hand zu nehmen". Bisher soll FCC, Spaniens größter Baukonzern, dem schwer ramponierten Tochterunternehmen in Österreich mehr als 700 Millionen Euro zugeschossen haben.
Laut Gfrerer gibt es am Montag eine "große Gesprächsrunde" zwischen Alpine/FCC und den Gläubigerbanken (darunter Bank Austria und Erste Bank). Beobachter rechnen nicht damit, dass man sich dabei bereits auf einen neuen Rettungsplan einigt: "Das wird vorerst eher eine Informationsrunde sein." Gfrerer, der sagt, dass die bisherigen Restrukturierungsvereinbarungen bis Anfang Juli adaptiert sein sollen, bestätigt das indirekt.
Für die 50 in- und ausländischen Banken, denen die Alpine rund 450 Millionen Euro schuldet, steht viel auf dem Spiel. Im März haben sie bereits 150 Millionen Euro nachgelassen. Ob sie zu einem weiteren "Streichkonzert" bereit sind, bleibt abzuwarten. Ein Konkurs dürfte für sie jedoch kaum von Interesse sein, da die Gläubigerquoten bei Baupleiten im Regelfall sehr gering sind und durchschnittlich nur fünf bis zehn Prozent betragen. Eine Pleite träfe auch den Bund, der bei der Alpine mit einer 150 Millionen Euro schweren Haftung drinhängt.
Verlustbringer Osteuropa
Einigt man sich auf einen neuen Rettungsplan, werden jedoch bisherige Eckpunkte auf alle Fälle bleiben. Um bis 2015 wieder Gewinne zu schreiben, war schon bisher beabsichtigt, den Personalstand von 15.000 Mitarbeitern (die Hälfte in Österreich) um ein Drittel runterzufahren und den Rückzug aus Osteuropa anzutreten, wo Großprojekte (etwa das Stadion in Warschau) hohe Verluste beschert hatten.