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Neuer Anlauf für umstrittene Seilbahn

Politik
Ein Rendering der geplanten Bergstation am Kahlenberg mit Besucherzentrum.
© GENIAL TOURISMUS- & PROJEKTENTWI

Unternehmen will mit 70-Millionen-Euro-Projekt auf den Kahlenberg.


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Eine Seilbahn auf den Kahlenberg ist eine Idee, die schon seit Jahren umstritten ist. Nicht nur Umweltschützer haben Bedenken angemeldet, auch die Stadt Wien hat dem Bau bereits mehrmals eine Absage erteilt. Nun hat eine Projektgesellschaft, die sich im Eigentum der Betreiber der Erlebniswelt Kahlenberg befindet, einen erneuten Anlauf gestartet. Die Kosten werden mit 70 Millionen Euro beziffert.
Das Projekt wurde bereits 2013 bei der Stadtbaudirektion eingereicht. Nach einem Ansuchen um eine Konzession nach dem Seilbahngesetz im Jahr 2016 und einem entsprechenden negativen Bescheid im Jahr 2020 erhob der Projektwerber im Jänner 2021 Beschwerde beim BVwG. Nach einer Prüfung des Gerichts samt 14 Gutachten im März und einer dreitägigen Verhandlung im Mai folgte im März 2022 das Erkenntnis des Gerichts und die konzessionelle Freigabe des Projekts. Das Umweltministerium verzichtete damals auf eine Revision. "Das Bundesverwaltungsgericht hat seine Erkenntnis umfangreich begründet und auf dieser Basis die Konzession verliehen. Diese Entscheidung akzeptieren wir - für ein erfolgreiches Rechtsmittelverfahren lagen aus Sicht des Ministeriums keine ausreichenden Anhaltspunkte vor", teilte ein Sprecher des Ressorts mit.

In 20 Minuten von Heiligenstadt auf den Berg

"Wir sind schon relativ weit gekommen und wollen nun in die Gespräche mit der Stadt Wien gehen", sagte der Geschäftsführer der Gesellschaft, Hannes Dejaco. Die Trasse der rund 5,6 Kilometer langen Kabinenbahn solle dabei von der U4-Endstation Heiligenstadt über die Donauinsel zum Hubertusdamm weiter nach Strebersdorf und von dort auf den Kahlenberg führen.
Statt wie bisher 40 Minuten mit der Buslinie 38A, könnte das Naherholungsgebiet mit der Seilbahn laut Dejaco in 20 Minuten erreicht werden. Er verwies in diesem Zusammenhang auf durch das Gericht in Auftrag gegebene Gutachten, die zeigten, dass durch die Bahn der Autoverkehr auf den Kahlenberg um 50 Prozent reduziert werden könnte, der Öffi-Verkehr auf den Kahlenberg sogar um 80 Prozent. Durch den U-Bahn-Anschluss könne die Anfahrt mit dem Pkw weitgehend vermieden werden, Floridsdorf bekomme zudem einen direkten Anschluss an die U4, darüber hinaus sei für Pendlerinnen und Pendler eine Park-and-Ride-Anlage mit 630 Parkplätzen mit 1.000 Bike-Boxen Ladestationen geplant. "Das wird keine Touri-Bahn", sagte Dejaco.
Kritikern hält der Unternehmer entgegen, dass auch das BVwG in 14 Gutachten festgestellt habe, dass das Projekt mit keinerlei Bedrohungen für Tier- und Pflanzenwelt verbunden sei. Auch die Sichtachsen auf das UNESCO-Welterbe seien nicht behindert. Er verwies auch auf zahlreiche Unterstützungserklärungen, wie unter anderem vom Flughafen Wien-Schwechat, der Stadt Klosterneuburg oder Wirtschaftskammer Wien. Zu möglichen Ticket-Preisen hielten sich die Projektwerber noch bedeckt. Dejaco hält jedoch eine Kooperation mit der Stadt für denkbar.
Die rot-pinke Regierungskoalition hat im aktuellen Übereinkommen ein Nein zu einer Seilbahn auf den Kahlenberg festgelegt. "Es gibt zu diesem Projekt noch keinen naturschutzbehördlichen Bescheid der Stadt Wien – es ist noch nicht einmal ein naturschutzbehördliches Ansuchen dazu eingelangt. Insgesamt wird das Projekt jedenfalls naturschutzbehördlich zu prüfen sein", hieß es dazu aus der Abteilung für Umweltschutz (MA 22). "Grundsätzlich gibt es zum Projekt Kahlenberg-Seilbahn bereits mehrfache negative Stellungnahmen der Stadt, an den fundamentalen inhaltlichen Bedenken der Stadt Wien hat sich nichts geändert", sagte Sprecher Roman David Freihsl.

Stadt Wien hat beharrlich "fundamentale Bedenken"

Auch im Büro von Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) verwies man auf das Regierungsprogramm. "Das wird auf Punkt und Beistrich eingehalten", teile Sima-Sprecher Can Güven mit. Man habe bereits in der Vergangenheit ähnliche Ideen genauestens geprüft. "Fundamentale Bedenken" bestünden auch weiterhin.
Für den Bau der Seilbahn muss das Projekt ein Naturschutz- sowie Baugenehmigungsverfahren durchlaufen. Man sei diesbezüglich jedoch optimistisch, hieß es von Dejaco dazu.
Entsprechende Kritik zur Kahlenberg-Bahn kommt auch von der Bürgerinitiative "Schützt den Wienerwald - Stopp Seilbahn auf den Kahlenberg". Initiator Hans Binder sprach von einer "optischen und möglichen kommerziellen Katastrophe" und "einem krassen Fehlurteil" des Verwaltungsgerichts. Als Grund dafür nannte Binder eine EU-Richtlinie. Dieser zufolge ist für den Bau von Seilbahnen außerhalb von Skigebieten mit einer Länge von mindestens drei Kilometern eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) notwendig, wenn ein schutzwürdiges Gebiet der Kategorien A und B berührt wird. Die Seilbahngegner regen nun die Wiener Umweltanwaltschaft sowie Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) dazu an, ein EU-konformes UVP-Verfahren einzuleiten. (red)

Seilbahn Kahlenberg