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UN-Generalsekretär drängt auf Ergebnisse. | Präsident Christofias: "Dieses Mal müssen wir Erfolg haben." | Nikosia/Wien. Eine Touristenattraktion ist sie allemal. Immerhin ist die Barrikade, die die Ledra-Straße entzwei reißt, ein Symbol für die letzte geteilte Hauptstadt Europas. Die von Cafes und eleganten Geschäften gesäumte Fußgängerzone im alten Zentrum Nikosias endet abrupt. Auf der anderen Seite der Absperrung verfallen Gebäude, die noch aus der Kolonialzeit stammen. Touristen fotografieren die Barrikade und den Soldaten, der sie bewacht. Wenige Schritte davon entfernt hat sich ein Imbissstand den Namen "Cafe Berlin" gegeben.
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Die Ledra-Straße wird wohl auch bei dem heutigen Spitzentreffen zwischen griechischen und türkischen Zyprioten eine Rolle spielen. Bemühungen um ihre Öffnung laufen schon seit Jahren. Nun wollen der griechisch-zypriotische Präsident Demetris Christofias und der Volksgruppenführer der türkischen Zyprioten, Mehmet Ali Talat, darüber verhandeln. Und das ist nicht die einzige Hoffnung, die an das Gespräch geknüpft wird.
Das Treffen könnte der Auftakt zu neuen Verhandlungen über eine Wiedervereinigung der seit mehr als 30 Jahren geteilten Insel sein. Denn einerseits haben die griechischen Zyprioten den oft als kompromisslos geltenden Präsidenten Tassos Papadopoulos abgewählt. Auf der anderen Seite unterhält die reformkommunistische Partei des neuen Staatsoberhaupts Christofias schon seit Jahren enge Kontakte zur türkisch-zypriotischen Linken, aus der Talat kommt.
"Wir haben es satt"
Bisherige Bemühungen um eine Zypern-Lösung sind gescheitert. Die Ablehnung eines UN-Plans zur Wiedervereinigung durch eine Mehrheit der griechischen Zyprioten im Jahr 2004 hat auch die Vereinten Nationen frustriert. Zypern trat als geteiltes Land der Europäischen Union bei.
Nun drängt aber UN-Generalsekretär Ban Ki-moon auf Ergebnisse. Die internationale Gemeinschaft sollte die Gelegenheit ergreifen, die sich nach der Wahl Christofias ergeben hat, und an einer Lösung mitarbeiten, erklärte er. Christofias selbst ist ebenfalls unter Druck. "Dieses Mal müssen wir Erfolg haben", sagte er. "Ein neues Scheitern würde katastrophale Folgen für uns alle haben."
Talat wollte zwar wenige Tage vor dem Treffen nicht mit Journalisten über seine Erwartungen reden. Doch in der Vorwoche sprach auch er von "letzten Versuchen". Die Welt habe genug von dem Problem; "wir haben es nun seit langer Zeit satt".
Der griechisch-zypriotische Außenminister Markos Kyprianou riet allerdings von Euphorie ab. "Wir sind vorsichtig optimistisch", erläuterte er der Nachrichtenagentur Reuters. "Aber wir sollten die Erwartungen nicht übertreiben."
Ungelöste Probleme
Rasche Lösungen für die größten Probleme auf Zypern wird es jedenfalls auch nach dem Spitzentreffen wohl kaum geben. So ist noch völlig offen, wie die Finanzierung der Wiedervereinigung aussehen soll oder wie die Besitzansprüche vertriebener Zyprioten geregelt werden. Die Stationierung türkischer Truppen im Norden Zyperns ist den griechischen Zyprioten ebenso zuwider. Einen Abzug der bis zu 30.000 Soldaten hat Ankara aber noch nicht angekündigt.