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Neuer Bawag-Chef vor Dilemma

Von Thomas Pressberger

Wirtschaft

Eigentümer streben einen profitablen Verkauf an, Möglichkeiten dafür sind kaum in Sicht.


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Wien. Der langjährige Bawag-Chef Byron Haynes hat gestern überraschend seinen Rückzug bekanntgegeben, sein Nachfolger wird Finanzchef Anas Abuzaakouk. Er erbt eine schwierige Aufgabe. Die Bawag war in den vergangenen Jahren zwar gut unterwegs und dürfte das auch weiterhin sein. Bei einem Punkt gibt es aber ein Problem: Die Exit-Optionen für die Eigentümer - die US-Fonds Cerberus und Golden Tree - sind nicht die, die sie sich wünschen. Und daran dürfte sich so bald nichts ändern.

"Die Investoren haben 2007 einen hohen Preis gezahlt, dann kam die Finanzmarktkrise und jetzt ist es schwierig, eine so große Bank zu einem Return zu verkaufen, der Spaß macht", sagt Arno Schreiber, Leiter des Bankenbereichs beim Managementberater Horvath & Partner. Die Optionen für einen Verkauf seien begrenzt, Möglichkeiten für Fusionen überschaubar oder unwahrscheinlich. International zu expandieren koste viel Geld. Ob ein Investor, der mehr Geld in einer Bank stecken habe, als im lieb ist, noch mehr Geld nachschießen werde, sei fraglich.

Internationale Investoren stünden am österreichischen Banken-Markt derzeit nicht Schlange, großes Wachstum am heimischen Markt sei auch nicht zu erwarten. "Die Bank könnte am ehesten für jemand interessant sein, der stabile Renditen sucht. Doch da sind die Bankaktien zur Zeit unterbewertet", sagt Schreiber.

Pekanov: Gewinnsteigerung "starke Leistung"

Auch wenn es der Bawag operativ gut gehe, stehe der Eigentümer in gewissem Sinne vor einem Dilemma. Tatsächlich waren die Ergebnisse der vergangenen Jahren gut und die Strategie richtig, meint Atanas Pekanov, Experte für das Banken- und Kreditgeschäft beim Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo). "Der Gewinn hat sich kräftig erhöht, das ist in Zeiten wie diesen für eine Bank eine starke Leistung", sagt Pekanov. Die Kosten seien gesenkt worden und die Kapitalquote sei gut.

Dazu beigetragen habe, dass digitale Dienstleistungen konsequent genutzt würden. "Das ist ein Vorteil gegenüber der Konkurrenz", sagt Pekanov. Die Bawag sei nicht nur mit ihrer Direktbank, der Easybank, gut aufgestellt, sondern führe viele Dienstleistungen, die normal in Filialen stattfinden, online durch. So würden etwa 20 Prozent der Konsumentenkredite via Internet abgewickelt. Die Bank habe die Filial- und Mitarbeiterreduktion bereits zum Großteil hinter sich. Man werde zwar versuchen, weiter zu sparen und die Effizienz zu steigern, beim Personalstand und der Filialzahl sollte sich jedoch nicht mehr viel ändern. Ein weiterer Vorteil sei die Kooperation mit der Post. Pekanov sieht diese durch den neuen Chef nicht in Gefahr, im Gegenteil: "Der neue CEO hat die Strategie in den vergangenen Jahren mitgetragen, das dürfte auch weiterhin so sein." Die Bawag bestätigt, dass die Agenda unverändert bleiben soll. 2017 wird der Fokus weiterhin auf der Steigerung der Effizienz, der operativen Exzellenz und des ertragreichen Wachstums liegen, heißt es seitens der Bank. Zudem wird weiteres Wachstum in der DACH-Region angestrebt.

Bawag für Eigentümer-Fondszu wenig rentabel?

"Wir haben erste Vorbereitungen für eine organische Expansion nach Deutschland getroffen und beabsichtigen, dort im ersten Halbjahr 2017 über unsere Easygroup-Plattform mit dem Angebot von Direktbankdienstleistungen zu beginnen", heißt es weiter. Es werden auch andere Möglichkeiten für Wachstum durch Akquisitionen geprüft. Gründe für den vorzeitigen Abgang Haynes wurden nicht genannt.

Der gebürtige Amerikaner Abuzaakouk ist seit 2014 Finanzvorstand. Die Bank hat einen drastischen Umbau hinter sich. 2006 musste ihr damaliger Eigentümer ÖGB nach Milliardenspekulationen vor der Pleite gerettet werden, im Mai 2007 wurde sie vom US-Fonds Cerberus gekauft. Ein Ausstieg der Amerikaner, die für die Bawag kurz vor Ausbruch der Finanzkrise mehr als drei Milliarden Euro hingeblättert hatten, hat bisher nicht geklappt. Die Eigentümer hätten die Bank gerne 2012 börsenfit gesehen, was nicht gelang. Ende 2012 kam mit dem ebenfalls amerikanischen Fonds Golden Tree ein neuer Minderheitsaktionär dazu.

Den amerikanischen Fonds wird nachgesagt, den Rentabilitätsdruck auf Wien zuletzt erhöht zu haben. Die ehemalige Gewerkschaftsbank zählt heute mit einer harten Kernkapitalquote von 15,1 Prozent zu den am besten kapitalisierten Banken Europas. Im vergangenen Jahr steigerte die Bank den Gewinn um 23 Prozent auf 484 Millionen Euro und damit auf einen neuen Rekordwert.