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Neuer Durchbruch bei Brustkrebs

Von Alexandra Grass

Wissen

Heute sterben 1700 Frauen weniger als im Jahr 1990. | Erfolgsquote um 24 Prozent höher als bei Antiöstrogen. | Wien. In der Brustkrebsbehandlung gibt es einen neuen Durchbruch. Jüngste Ergebnisse der Langzeitstudie "ATAC 100 Monate" zeigen, dass die Behandlung mit Anastrozol einer viel größeren Zahl von Frauen zu einem längeren krebsfreien Leben verhelfen kann, als dies die bisherige Standardtherapie mit Tamoxifen ermöglicht hat, erklärten am Dienstag vier heimische Experten im Rahmen der Studienpräsentation.


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Jede 8. Frau in Österreich erkrankt an Brustkrebs. Pro Jahr werden 5000 neue Fälle diagnostiziert, wobei das Risiko, daran zu erkranken, ab einem Alter von 50 deutlich ansteigt. 1700 Frauen sterben an der Erkrankung, berichtete Wolfgang Eisterer von der Medizinischen Universität Innsbruck.

Hauptziel in der Behandlung ist das Verhindern von sogenannten Rezidiven, also wiederkehrenden Tumoren. Bei Brustkrebs besteht das größte Rückfallrisiko in den ersten fünf Jahren nach der Operation.

Als "beste zielgerichtete Hormontherapie gegen teuflische, schlafende Tumorzellen", hat sich der Aromatasehemmer Anastrozol herausgestellt, erklärte Michael Gnant von der MedUni Wien. Aromatasehemmer blockieren im Körper jene Enzyme, die für die Bildung von wachstumsfördernden Östrogenen benötigt werden. Dem Tumor wird somit die Nahrung entzogen und er wächst nicht mehr.

Bisherige Therapieform

Die bisherige Standardtherapie mit Tamoxifen, einem Antiöstrogen, blockierte die Andockstellen für Östrogen an den Krebszellen und konnte auf diese Art und Weise das Wachstum des Tumors unterbinden. Das Risiko für ein Rezidiv konnte damit um 50 Prozent gesenkt werden. Für gewöhnlich wurden Patientinnen bisher nach fünfjähriger Therapiezeit mit Tamoxifen auf den Aromatasehemmer Letrozol umgestellt, was noch vor vier Jahren als Durchbruch gegolten hatte.

Der Unterschied: Nach mehr als acht Jahren zeigt sich, dass bei Patienten, die sofort mit Anastrozol versorgt wurden, das Risiko für das Wiederauftreten von Brustkrebs noch zusätzlich um 24 Prozent und jenes für das Auftreten von Fernmetastasen um 16 Prozent gesenkt werden konnte. Das krankheitsfreie Überleben wurde um 15 Prozent verlängert. Außerdem zeigte sich eine signifikante Reduktion des Auftretens von kontralateralem Mammakarzinom (in der anderen Brust) um immerhin 40 Prozent.

Ein weiterer Vorteil des Aromatasehemmers ist die Tatsache, dass die Wirkung auch nach Therapieende noch zunimmt. Nebenwirkungen wurden zwar insgesamt weniger beobachtet, doch belastet Anastrozol - zumindest während der Therapie - die Knochendichte wesentlich mehr als das bisherige Tamoxifen, was sich in mehr Knochenbrüchen zeigt.

Sterblichkeit gesunken

Insgesamt ist seit 1990 ein deutliches Absinken der Sterblichkeit zu beobachten, erklärte Gnant. Aufgrund der verbesserten Therapien sind im vergangen Jahr im Vergleich zu noch vor zehn Jahren 1800 Frauen nicht am Brustkrebs gestorben.

Die Diagnose Brustkrebs "ist eine Realität, die einem den Boden unter den Füßen wegzieht", schilderte Irene Thiel, Gynäkologin im steirischen Weiz. Sie betonte die Wichtigkeit der Nachbehandlung. Unter dem Motto "Erinnern, ermutigen, erfolgreich behandeln" soll dies Betroffenen immer wieder vor Augen geführt werden. Es gelte auch, "die eine oder andere Nebenwirkung in Kauf zu nehmen, um die Chance zu wahren, gesund zu werden und zu bleiben", betonte Thiel.