Österreich will eine tragende Rolle in Europas Wissenschaftslandschaft spielen.
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Wien. Für Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle sind sie ein "Ausweis für Exzellenz", weil die Mittel im europaweiten Wettbewerb vergeben würden: Seit der Gründung des Europäischen Forschungsrats (European Research Council, ERC) 2007 haben heimische Institutionen 68 der begehrten ERC-Förderpreise für Spitzen-Forschung eingeworben. Damit hat Österreich eine Bewilligungsquote von 14,1 Prozent und liegt an neunter Stelle unter den EU-27.
Montagabend wurden die 41 in Österreich tätigen Wissenschafter, die in den vergangenen beiden Jahren einen ERC-Förderpreis erhalten haben, in Wien geehrt. Zwei Drittel von ihnen sind nicht österreichischer Nationalität, forschen aber hierzulande. "Forschungskooperationen gehen über die Ländergrenzen hinaus. In diesem Sinn war Wissenschaft stets international", betont Töchterle im Gespräch mit der "Wiener Zeitung": "Aber wir sind in der paradoxen Situation, dass wir gleichzeitig als Wirtschaftsstandort mit anderen Ländern konkurrieren. Somit müssen wir danach trachten, gute Forscher nach Österreich zu holen und sie hier zu behalten."
Österreich wolle eine tragende Rolle in der europäischen Forschung spielen. Im derzeitigen 7. Forschungs-Rahmenprogramm habe das Land eine Rückflussquote von 128 Prozent erreicht, womit Fördergelder von 551 Millionen Euro aus EU-Töpfen Beiträgen von 430 Millionen Euro aus heimischen Steuergeldern gegenüberstehen. Österreichische Einrichtungen seien 2000 Mal in 1500 Projekten vertreten. Für "Horizon 2020", das in Verhandlung befindliche von 2014 bis 2020 laufende Nachfolgeprogramm, sollen dem Vorschlag der Kommission zufolge 80 Milliarden Euro in Forschung und Innovation investiert werden. Im Ende 2013 auslaufenden 7. Rahmenprogramm werden 50,5 Milliarden Euro vergeben.
EU-Kommissarin Maire Geoghegan-Quinn mahnte vor Journalisten am Dienstag die Mitgliedsstaaten zu vermehrten Investitionen in Wissenschaft und Forschung. "Die EU muss innovativ sein, um zurück auf den Weg des Wachstums zu kommen. Sonst fallen wir hinter den USA und Japan zurück, während China gnadenlos aufholt", warnte sie. Bei allem Verständnis für Sparzwänge dürfte man nicht in Bereichen den Gürtel enger schnallen, die die Zukunft sichern, sondern müsse eine "smarte Konsolidierung" vollziehen. Österreich sei mit einer Forschungsquote von knapp 2,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts dem EU-weiten Ziel von drei Prozent schon sehr nahe.
Neues Förder-Kapitel
Mit dem klingenden Namen "Horizon 2020" will die EU-Kommission auf ein neues Kapitel in ihrer Förderpolitik hinweisen. "Bisher lag der Fokus darauf, Themenkomplexe zu fördern. Nun gilt es, die Disziplinen zu verknüpfen. Es geht nicht ausschließlich darum, die Zahl der Publikationen zu erhöhen, sondern wir müssen uns auch darauf konzentrieren, was man mit den Forschungsergebnissen machen kann", betont Wolfgang Burtscher, Stellvertretender Generaldirektor der EU-Kommission für Forschung und Innovation. Aus Anträgen müsse nicht nur wissenschaftliche Exzellenz hervorgehen, sondern auch, welche potenziellen Auswirkungen auf die Wirtschaft daraus zu erwarten seien. "Innovation und Markteinführung sind zentrale Elemente des neuen Programms", so Burtscher.
Laut dem EU-Innovationsbericht, der Europas Forschungstätigkeit mit jener anderer Nationen vergleicht, nützt unser Kontinent seine Wissenschaften zu wenig. So ist die Zahl der Patente und Lizenzen in Asien, vor allem in China, weitaus höher als hier.