Das Arbeitsmarktservice (AMS) bietet Arbeitslosen Unterstützung an, um Unternehmer zu werden. Im vergangenen Jahr führte dies laut AMS-Statistik zu 3.200 Firmengründungen. AMS-Chef Herbert Böhm rät Menschen im Erwerbsalter prinzipiell, sich selbst als ihre beste Aktie zu begreifen - verweist jedoch auch auf die Grenzen dieser Konstruktion.
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"Es gibt Unternehmer und Unterlasser", kategorisiert Herbert Böhm, einer der beiden Vorstände des AMS Österreich, die Erwerbstätigen und meint damit die unselbständig beschäftigten: In wirtschaftlich harten Zeiten zeige sich, welche Mitarbeiter notwendig und welche anscheinend unnotwendig seien, so Böhm: "Das ist spannend, erzeugt Interesse am Unternehmen und erzeugt Unternehmer." Dann sei betriebliches Denken gefragt, oder wie der AMS-Chef es im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" ausdrückt: "Realisiere, dass du dein bestes Produkt bist."
Spätestens dann, wenn man Arbeitslosengeld bezieht, erweist sich, wie gut das Produktmarketing funktioniert. Ob der Weg ins Unternehmertum etwa auch einem arbeitslosen Ex-Mitarbeiter von Semperit offen stehe? Den einfachen Arbeitern wohl nicht, antwortet Böhm. Für Vorarbeiter hingegen könnte dies durchaus eine Chance sein. "Die haben solche Arbeiten ohnehin schon lange im Pfusch gemacht", weiß der AMS-Chef. Man dürfe die eigene "schwarze Hälfte" bei der Suche nach Lösungen nicht ausblenden. Das AMS hilft dabei nach Kräften. 6.400 Personen hätten im vergangenen Jahr an einem Unternehmensgründungsprogramm teilgenommen, der Frauenanteil habe 35% betragen - laut Böhm im Vergleich zu anderen Anbietern der höchste Prozentsatz bei derartigen Kursen.
3.200 Teilnehmer, also exakt die Hälfte, hätten tatsächlich einen eigenen Betrieb aufgemacht. Bei knapp 28.000 Neugründungen im vergangenen Jahr ein stolzer Anteil. Insgesamt besuchen derzeit 45.000 Personen AMS-Kurse.
Den oft erhobenen Vorwurf, das AMS wolle mit dem "Hinüberbegleiten" von Arbeitslosen ins Unternehmertum die eigene Statistik bereinigen, lässt Böhm nicht gelten: "Die Medien schreiben immer wieder von geschönten Ziffern, aber wir müssen schließlich auch Zahlen vorweisen." Die per Ende April dieses Jahres 231.000 Beschäftigungslosen seien zweifellos "um 231.000 zu viel", allerdings habe man es geschafft, die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit von 125 Tagen im Jahr 1999 auf derzeit 106 Tage zu senken. Die Vorgabe der Politik ist eine Reduktion auf 90 Tage.
Seine eigenen Mitarbeiter will Böhm mit einer simplen Rechnung motivieren: "Jeder Tag durchschnittlicher Arbeitslosigkeit weniger ist eine Ersparnis von 6 Mill. Euro."