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Bawag-Aufsichtsräte mit ÖGB-Ticket werden ausgetauscht. | Wien. Die Nachfolge von Günter Weninger als Finanzchef des ÖGB wurde rasch gelöst. Der Zentralsekretär der Metallergewerkschaft, Erich Foglar, muss sich zumindest bis zur Bestellung des neuen ÖGB-Chefs am 19. Juni mit den schwierigen Beteiligungen und der Erstellung einer Bilanz plagen. Der ÖGB muss aus seiner schwersten Krise manövriert werden.
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Zuerst gehe es darum, bei der wichtigsten ÖGB-Beteiligung, der Bawag, für Ordnung zu sorgen, ließ Foglar sofort nach Amtsantritt wissen. Im Aufsichtsrat wird es große Änderungen geben. "Alle die auf einem Gewerkschaftsticket im Aufsichtsrat sitzen, werden ausgetauscht," erklärte auch der interimistische ÖGB-Chef Rudolf Hundstorfer, Chef der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten. Damit ist klar, dass auch Foglar aus dem Aufsichtsrat ausscheiden muss. Er betont, von den Verlusten der Bank erst in der Vorwoche erfahren zu haben.
Weiters muss auch ein Weggefährte Hundstorfers Eduard Aschenbrenner, Leitender Referent der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten aus dem Kontrollgremium scheiden.
Durch Fachleute sollen auch Tourismus-Chef Rudolf Kaske, Herbert Aufner, Sekretär der Gewerkschaft Bau-Holz, Peter Stattmann, Geschäftsführer der GPA-Niederösterreich, Walter Sumetsberger, Zentralsekretär der Post-Gewerkschaft, Christoph Sykora, Büroleiter des GPA-Chefs, Gottfried Winkler, stv. Vorsitzender der Eisenbahner-Gewerkschaft und Walter Zwiauer, stv. Vorsitzender der GPA ersetzt werden.
Auch Casino-Chef Leo Wallner werde zurücktreten, erklärt Hundstorfer.
Wer den Vorsitz im Bawag-Aufsichtsrat übernehmen wird, wollte der neue ÖGB-Chef nicht verraten. Es handle sich jedoch um einen Bankexperten. Gute Chancen werden Ex-Investkredit-Vorstand Freddy Reiter eingeräumt.
Keine Änderung ist hingegen beim Streikfonds geplant. Eine größere Transparenz als bisher werde es nicht geben, ließ Foglar die Journalisten wissen. Er selbst wird statt Weninger in die ÖGB-Stiftung einziehen, die den Fonds verwaltet. Wer sonst noch in den Stiftungsvorstand kommt, wollte er nicht sagen, ebenso wenig, welche Aufsichtsratsmandate er von Weninger übernimmen wird..
Wann der neue ÖGB-Präsident feststeht, ist weiter unklar. Hundstorfer erwartet aber, dass innerhalb der nächsten zwei, drei Wochen intern eine Lösung gefunden werden muss. Von allzu langen medialen Spekulationen hält er nichts. Eine Kampfabstimmung am vorgezogenen ÖGB-Kongress lehnt er ab.
Durch die Bestellung des Metallers Foglar steigen die Chancen von GPA-Chef Wolfgang Katzian, in die Fußstapfen von Fritz Verzetnitsch zu treten. Eisenbahner-Chef Wilhelm Haberzettl soll dem Vernehmen nach den Vorsitz der roten Gewerkschafter übernehmen wollen. Kein Wort der Kritik übt Hundstorfer an AK-Präsident Herbert Tumpel. Weniger glücklich über Tumpels Beharrungsvermögen zeigt sich indes Drucker-Gewerkschaftschef Franz Bittner.