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Neuer Präsident, alter Kurs

Von Petra Tempfer

Politik

Der Präsident der Universitätenkonferenz, Oliver Vitouch, will "Taten sehen".


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Wien. Vor nicht ganz sechs Monaten saß noch Sonja Hammerschmid an dieser Stelle - und Oliver Vitouch neben ihr. Am Dienstag war es nun Oliver Vitouch, der als neu gewählter Präsident der Universitätenkonferenz (Uniko) auf dem Chefsessel im Uniko-Gebäude in der Floragasse in Wien Platz nahm -und Edeltraud Hanappi-Egger als Vizepräsidentin neben ihm. Die raschen Neuwahlen waren notwendig geworden, weil Hammerschmid, die seit Jänner Uniko-Präsidentin war, vor wenigen Wochen zur Bildungsministerin bestellt worden ist. Vitouch, Rektor der Universität Klagenfurt und früherer Uniko-Vizepräsident, war ihr logischer Nachfolger. Das gesamte Präsidium ist gleich geblieben, Rektorin Hanappi-Egger von der Wirtschaftsuniversität Wien war nach Hammerschmids Abgang die komplettierende Nachwahl. Vitouchs Amtszeit läuft bis Ende 2017.

Nahezu gleich geblieben sind daher auch die Themen, die der 45-jährige Psychologie-Professor Vitouch bei seiner ersten Pressekonferenz als Uniko-Präsident am Dienstag präsentierte. Eine kapazitätsorientierte Studienplatzfinanzierung etwa verbunden mit Zugangsbeschränkungen an den Unis und mehr Budget standen bereits auf Hammerschmids Agenda. Die Bildungsministerin, die offiziell parteilos ist, bewegte sich damit am rechten Rand der SPÖ. Auch Vitouch gilt als SPÖ-nah.

Drei Jahre lang jährlich je 500 Millionen Euro zusätzlich

Mit der Neuaufstellung der Bundesregierung im Vormonat habe diese schon einmal einen "echten Reformwillen" angekündigt, sagte Vitouch am Dienstag. Nun müssten Taten folgen, vorerst in Form eines Budgetpfades. Es brauche eine "solide, international wettbewerbsfähige Finanzierung". Derzeit investiere Österreich deutlich weniger in seine Universitäten als die Schweiz und Bayern. "Das können wir uns - auch wenn es paradox klingt - auf Dauer nicht leisten", so Vitouch.

Konkret bedeute das jährlich je 500 Millionen Euro zusätzlich von 2019 bis 2021 für die Universitäten. Damit schaffe man zwar nicht einmal ansatzweise das von allen Parteien beschlossene Ziel von zwei Prozent des BIP für die Hochschulen bis 2020 - "aber es wäre ein erster Schritt".

Etwas mehr als ein Drittel dieser 1,5 Milliarden Euro würde allein in den Teuerungsausgleich fließen, ein weiteres Drittel in zusätzliche wissenschaftliche Stellen zur Verbesserung der Betreuungsrelationen. 240 Millionen Euro entfallen auf zusätzliche Reinvestitionen in die Geräteinfrastruktur, mit 80 Millionen Euro müsse die derzeit schlechte Dotierung des Wissenschaftsfonds FWF bei Overheadkosten und Doktorandenkollegs ausgeglichen werden, weitere 210 Millionen Euro sollen in das FWF-Förderprogramm sogenannter Exzellenzcluster fließen. Dabei geht es darum, ausgewählte Bereiche zu fördern, um Weltspitze zu sein.

Zudem brauche es ein effizientes Studienplatzmanagement mit Aufnahmeverfahren in jenen Studien, in denen das aufgrund des hohen Studentenandrangs nötig sei, so Vitouch weiter. Freilich könne man die Kapazitäten auch ausbauen, dann müsse man aber über die Finanzierung reden. In jedem Fall könne man "nicht einfach so tun, als würde es keine Kapazitätsprobleme geben".

Den vom Ministerium gestarteten Prozess "Zukunft Hochschule", der unter anderem einen Fächerabgleich zwischen Hochschulen beinhaltet, müsse man sich auch "sehr genau anschauen", sagte Vitouch. Der Prozess dürfe jedenfalls nicht dafür missbraucht werden, Sparziele zu verwirklichen. Vielmehr müsse er zu einer Verbesserung der Leistungsfähigkeit der Unis beitragen, und man müsse neuralgische Punkte anpacken. "Die Universitätenkonferenz ist für uns eine wichtige Interessenvertretung, und auch beim derzeit laufenden Strategieprozess ,Zukunft Hochschule‘ brauchen wir die Universitäten als Reformpartner", sagte dazu Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner.

"Jeder Tropfen Benzin muss effizient verbraucht werden", resümierte Vitouch symbolisch -und spielte auf den Vergleich der Universitäten mit den Fachhochschulen (FH) an. Derzeit gebe es Fachhochschulen, die aus öffentlichen Mitteln (Bund, Länder, Gemeinden) pro belegtem Studienplatz um den Faktor drei besser finanziert seien als die benachbarte Uni, so Vitouch. "Das ist eine absurde Situation." FH sollen grundsätzlich weiterhin praxisorientiert bleiben, ein Doktoratsstudium indes auch künftig nur an den Unis möglich sein.

Geld über Studiengebühren zu lukrieren ist für Vitouch offenbar ein zu heikles Thema, um sich im Namen der Uniko dazu zu äußern. Das wollte er nämlich nicht. Er habe aber eine - wie er betonte -persönliche Meinung dazu. "Gering dosierte Studiengebühren, wie es sie in Österreich schon einmal gegeben hat, sind eine vertretbare Sache", sagte er. Diese steigerten seiner Ansicht nach das Engagement der Studenten. Vitouchs Sorge sei aber, wie er sagte, dass die Studiengebühren, sobald sie einmal eingeführt sind, "sehr bald durch die Decke gehen und der Damm bricht". Die negativen Folgen könne man in Großbritannien sehen, wo die Höhe den Unis freigestellt ist.

Stipendien-Systeme modernisieren

Hanappi-Egger verwies auf die soziale Situation der Studierenden. Die Informatikerin unterstützt die Forderung der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH), Stipendien-Systeme zu modernisieren und an die Inflation anzupassen. Die vor kurzem vom Wissenschaftsministerium präsentierte Studierendensozialerhebung 2015 hatte ergeben, dass sechs von zehn Studenten nebenbei arbeiten.

Die ÖH wiederum bleibt kritisch. Sie mahnte Vitouch vor der Wiederholung alter Fehler -zum Beispiel davor, an der bisherigen Politik der Uniko und der Forderung nach Zugangsbeschränkungen festzuhalten. "Für die ÖH ist und bleibt der Ruf nach Zugangsbeschränkungen ein Zeugnis kurzfristigen Denkens", so Meryl Haas vom Vorsitzteam der ÖH. Dass Zugangsbeschränkungen keine große wirtschaftliche Erleichterung darstellen, sei in der Vergangenheit schon öfters sichtbar geworden. Die Folgen seien verheerend und richteten sich vor allem gegen die soziale Durchmischung an den Hochschulen.