Fernwärme senkt Grundkosten für Energiesparhäuser ab 1. September. | 75 Euro weniger bei 100-m²-Wohnung. | Aber nicht alle können profitieren.
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Wien. Angesichts tropischer Temperaturen jenseits von 35 Grad denken wohl die Wenigsten an die kommende Heizsaison. Dabei gibt es nach der angekündigten Gas-Preiserhöhung um mehr als fünf Prozent für Wiener teilweise auch gute Nachrichten: Wer in einem Niedrigenergiehaus wohnt, kann künftig mit einer ansehnlichen Kostenersparnis bei der Fernwärme rechnen: Denn mit 1. September gibt es das lange angekündigte und auf Druck des Rechnungshofes zustande gekommene neue Tarifmodell für Energiesparhäuser (die "Wiener Zeitung" berichtete).
Konkret bedeutet dies für Fernwärme-Bezieher eine Senkung der Grundkosten bei minimaler Anhebung der eigentlichen Energiekosten: Statt 0,3051 Euro pro Quadratmeter beheizbare Nutzfläche sind nur noch 0,2383 Euro pro Monat zu bezahlen (minus 22 Prozent); im Gegenzug liegt der Preis für eine Megawattstunde mit 47,8 Euro um 7,6 Prozent über dem Normaltarif (alle Zahlen inklusive Umsatzsteuer).
Besonders für größere Wohnungen ergibt sich daraus ein echter Anreiz zum Energiesparen - wie ein fiktives Beispiel beweist: Bei einem geringen Energiebedarf von zwei Megawattstunden sind nach altem Modell für eine 100-Quadratmeter-Wohnung rund 455 Euro pro Jahr zu zahlen; mit dem neuen Tarif wären es hingegen nur noch 382 Euro - also fast 75 Euro weniger.
Allerdings hat der neue Tarif auch mehrere Haken: Denn prinzipiell kommen nur Neukunden in den Genuss des Niedrigenergiehaus-Tarifs - so der Heizwärmebedarf laut Energieausweis unter 50 Kilowattstunden pro Quadratmeter liegt, was im Wiener Wohnungsneubau fast durchgängig der Fall ist. Bei bestehenden Verträgen braucht es allerdings eine Einstimmigkeit in der gesamten Wohnhausanlage: "Es müssen sich alle einig werden, auf den anderen Tarif umzusteigen. Wir können hier zwar unterstützen und informieren, aber keinen Zwang ausüben", erörtert Fernwärme-Sprecher Christian Ammer. Vor allem bei größeren Anlagen dürfte die nötige 100-prozentige Zustimmung zur unüberwindbaren Hürde werden.
Ganz durch die Finger schauen aber jene Tausenden Wiener, die zwar in einem Energiesparhaus wohnen, aber die Fernwärme via Energie-Contractor beziehen (etwa über Mischek-GTE). Weil die Hausanlagen über den Grundpreis finanziert werden, sind hier meist noch höhere Fixkosten fällig. "In diesem Bereich sind uns die Hände gebunden", sagt Ammer, der aber ankündigt, dass auch diese Tarifsysteme hinterfragt werden sollen.
Energie: plus 20 Prozent
Doppelt bitter für all jene, die nicht in das neue Modell fallen: Beim herkömmlichen Tarif kommt es ab September zu einer Preiserhöhung - die Megawattstunde wird um 20 Prozent auf 44,4 Euro angehoben. Derzeit gibt es 305.557 Fernwärme-Kunden in der Bundeshauptstadt.
Nicht zufrieden ist ÖVP-Wohnbausprecher Norbert Walter: Die Verkündigung dieser und anderer Gebührenerhöhungen mitten im Sommerloch sei blanker Hohn und lasse soziales Gespür vermissen. Er verlangt zugleich, dass der neue Fernwärme-Tarif deutlich ausgeweitet wird. Der grüne Energiesprecher Christoph Chorherr sieht in dem neuen Tarif "einen Schritt in die richtige Richtung", kann sich aber weitere Maßnahmen vorstellen.