Zum Hauptinhalt springen

Neuer Wind bei Bawag P.S.K

Von Sissi Eigruber

Wirtschaft

+++ Nowotny: Keine Nachzahlung für Sparkunden.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 18 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wien. Am Donnerstag hat der Oberste Gerichtshof (OGH) ein Urteil über die Zinsänderungsklausel bei der Bawag gefällt. Die Banken müssten den Sparkunden damit Millionen nachzahlen, hieß es von Seiten der Konsumentenschützer.

Doch am Freitag zeigte sich, dass die Banken das anders sehen: Was die Kredite betrifft, könne es sein, dass die Bawag P.S.K. den bisherigen Kreditnehmern etwas nachzahlen muss; bis zum Sommer soll es darüber eine Einigung geben. Bei den Sparbüchern mit variablen Zinsen sieht Bawag-Generaldirektor Ewald Nowotny diesbezüglich keine Notwendigkeit, denn man zahle ohnehin die besten Zinsen. Gemäß dem OGH-Urteil müssten lediglich die Informationen über die Zinsänderungen entsprechend Konsumentenschutzgesetz adaptiert werden, sagte Nowotny am Freitag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Andere Banken äußerten sich vorläufig nicht - sie wollen das Urteil erst genau prüfen.

Nowotny, der nach dem Refco-Skandal als Bawag-Generaldirektor Johann Zwettler nachgefolgt ist, hat wie berichtet, bereits schärfere Regeln für die Kreditvergabe eingeführt. In der Betrugsklage der Bawag gegen das inzwischen insolvente Unternehmen Refco glaubt Nowotny an einen Sieg seines Instituts. Der uneinbringliche Teil des vergebenen Kredits werde sich natürlich negativ in der Bilanz der Bawag niederschlagen, der Gewinn der Bawag im Geschäftsjahr 2005 niedriger als im Vorjahr ausfallen.

Refco-Debakel wird sich auf die Bilanz schlagen

Insgesamt hatte die Bawag an Refco Kredite über 425 Mio. Euro vergeben. Bisher konnte ein Kreditteil von 33 Mio. Euro weiter verkauft werden. Es gebe noch einen zweiten Bereich, durch den ein Teil des Kredites eingebracht werden könnte, so Nowotny, der aber weder das Volumen dieser Tranche noch andere Details nennen wollte. Aus Unternehmenskreisen hieß es gegenüber der "Wiener Zeitung", dass es sich um eine Art Besicherung durch lettische Anleihen handle, durch die noch Geld in die Kasse der Bawag kommen könnte. Refco hat inzwischen das Auktionshaus Christies mit der Versteigerung seiner umfangreichen Kunstsammlung beauftragt, um mit dem Erlös seine Gläubiger zu entschädigen.

Als wichtige Zukunftsperspektiven für die Bawag P.S.K. sieht Nowotny die Stärkung des Verkaufs von Wertpapierprodukten u.a. in Postfilialen. Dort sollen "Wertpapierboutiquen" eingerichtet werden, die von speziell geschulten Mitarbeitern betreut würden. Ein ähnliches Konzept setzt die Bawag bereits in der slowakischen Tochterbank Istrobanka um. Allerdings wird dort nicht mit der Post, sondern mit Billa kooperiert.

Postaktien werde die Bawag im Zuge des geplanten Börsegangs keine kaufen, aber sie werde sie verkaufen, erklärte Nowotny.