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Neuer Zulauf für die Ostermärsche

Von Georg Friesenbichler

Europaarchiv

Zehntausende bei 200 Veranstaltungen. | Bewegung gibt es mehr als 50 Jahre. | Berlin. Als Ende der 50er Jahre in Großbritannien die ersten Ostermärsche stattfanden, war das Ziel klar. Zu Beginn demonstrierten nur einige wenige, die sich von der Rhetorik des Kalten Kriegs nicht abschrecken ließen, für den Frieden und gegen atomare Aufrüstung.


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Damals waren sie den Vorwürfen ausgesetzt, nur Marionetten des sowjetischen Ostblocks zu sein. Mittlerweile ist sogar US-Präsident Barack Obama für eine atomwaffenfreie Welt. Aber die Ostermärsche finden mit neuen Themen wieder verstärkten Zulauf.

In Deutschland werden bei den Demonstrationen ab Samstag zehntausende Menschen, vielleicht auch mehr als 100.000 erwartet. Es ist nicht mehr in erster Linie Pazifismus, der die Menschen auf die Straße treibt, wie dies etwa noch beim Irak-Krieg ab 2003 der Fall war. Zwar wird auch gegen die Feldzüge in Afghanistan und in Libyen protestiert, aber den Zustrom sichert ein höchst aktuelles Thema: der Ausstieg aus der Kernenergie.

Vor allem am Ostermontag soll dieses Problem die Massen mobilisieren. An neuen Standorten von Atomkraftwerken sollen jeweils an die 10.000 Menschen zusammenkommen, um gegen die Atomkraft zu protestieren. Im Dreiländereck zwischen Deutschland, Frankreich und der Schweiz wird auch grenzübergreifend demonstriert: Dort wird der Protest das französische Atomkraftwerk Cattenom erreichen. Insgesamt sind an diesem Wochenende 200 Veranstaltungen und 80 Ostermärsche geplant.

Viele Mitwirkende sehen in dem gemeinsamen Vorgehen gegen die sogenannte friedliche und die kriegerische Nutzung von Atomkraft keinen Widerspruch. "So lange, wie es Atomkraftwerke gibt, so lange gibt es den Stoff, aus dem Atombomben gebaut werden", meint etwa Uwe Hiksch vom Bundesverband der Naturfreunde Deutschlands. Trotzdem mischen sich nur vereinzelt die AKW-Gegner mit den Friedensmarschierern. Überall wird aber wohl der Slogan "Atomwaffen abschaffen, Atomkraftwerke abschalten" zu hören sein.

Die Ostermärsche haben in Deutschland ihren Höhepunkt während des Vietnamkrieges 1968 und während der Diskussion um atomare Aufrüstung 1983 erlebt. Zu Beginn der 80er Jahre hatte der sogenannte "Nachrüstungsbeschluss" der Nato, der für die Stationierung von nuklearen US-Mittelstreckenraketen in Deutschland sorgte, der Friedensbewegung enormen Aufschwung gegeben.

Kundgebungen auchin Österreich

Auch in Österreich wird es am Ostermontag in Wien und Salzburg Großkundgebungen für einen Ausstieg aus der Atomkraft geben. In Wien rufen die Umweltschutzorganisation Global 2000 und die Plattform www.atomausstieg.at anlässlich des 25. Jahrestages des Reaktorunglücks von Tschernobyl und der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima zu einer Gedenkkundgebung um 18 Uhr auf dem Stephansplatz auf. Als Redner werden unter anderen Bundeskanzler Werner Faymann, Grünen-Bundessprecherin Eva Glawischnig und der Wiener Caritas-Direktor Michael Landau erwartet.

In Salzburg organisiert das überparteiliche Aktionsbündnis "Atomausstieg-Salzburg" eine Großdemonstration in der Innenstadt, an der auch Bürgermeister Heinz Schaden teilnehmen will.