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Neues aus der Ahnengalerie

Von Roland Knauer

Wissen

Als Neandertaler und Homo sapiens sich, selten, paarten. | Unterschiede in der Gehirnentwicklung. | Berlin. Einen bahnbrechenden Erfolg in der Frühmenschenforschung meldet ein Forscherteam um Svante Pääbo und Johannes Krause vom Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie (EVA) in der Fachzeitschrift "Science": Rund 70 Prozent des Neandertaler-Erbgutes konnten die Forscher entschlüsseln. Ein Vergleich mit dem Erbgut moderner Menschen zeigt, dass Neandertaler und moderne Menschen auch gemeinsame Kinder hatten. Allerdings war das wohl sehr selten, und es ist auch schon um die 100.000 Jahre her. Aber noch heute stecken im Erbgut eines Menschen zwischen ein und vier Prozent Neandertaler-Erbeigenschaften.


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Angefangen haben die Forscher mit kleinen Bruchstücken von Neandertalerknochen aus Höhlen im spanischen Asturien, im deutschen Neandertal zehn Kilometer östlich von Düsseldorf, in Kroatien und an den russischen Nordhängen des Kaukasus. Mit einem Zahnarztbohrer holten die Forscher aus jedem Knochen weniger als ein Zehntel Gramm Knochenmehl, um die wertvollen Fossilien möglichst wenig zu beschädigen. Aus einigen dieser Proben isolierten sie dann minimale Mengen des Erbgutes DNA. Das Erbgut der verschiedenen Individuen dieser nächsten Verwandten des Menschen aber ähnelte sich verblüffend. "Das ist ein kleiner Hinweis, dass es vielleicht nur sehr wenige Neandertaler gegeben hat", versucht EVA-Forscher Krause diese Ähnlichkeit zu erklären. Den Verdacht untermauert auch die starke Ähnlichkeit zwischen russischen Neandertalern, die vor 60.000 Jahren im Kaukasus unterwegs waren, und ihren Kollegen, die vor rund 40.000 Jahren in Deutschland und Kroatien auf die Jagd gingen.

Vor allem aber interessiert die Leipziger Forscher, ob sie zwischen dem Erbgut von Neandertalern und modernen Menschen Unterschiede finden, die einen Hinweis darauf geben, was den Menschen zum Menschen macht. Um eine möglichst breite Basis für diesen Vergleich zu haben, analysierten die Forscher zusätzlich das Erbgut von einem San aus dem südlichen Afrika, einem Yoruba aus Westafrika, einem Menschen aus Papua-Neuguinea, einem Han-Chinesen und einem Franzosen.

Seltene Techtelmechtel

Der Vergleich mit dem Neandertaler-Erbgut zeigte, dass einige wenige Neandertaler-Gene in den Nicht-Afrikanern stecken, während sich im Erbgut der beiden Afrikaner keine solche Spur findet. Das lässt sich am einfachsten erklären, wenn Neandertaler und moderne Menschen Kinder miteinander hatten, nachdem Homo sapiens Afrika bereits verlassen hatte. Gefunkt zwischen den beiden hat es wohl im Nahen Osten, wo sich vor rund 100.000 Jahren Neandertaler und moderne Menschen trafen. Spuren solcher seltener Techtelmechtel in Europa, wo einander beide vor 40.000 Jahren erneut begegneten, fanden die Forscher aber nicht.

Viel interessanter sind für die Forscher aber 20 Regionen im Erbgut, in denen sich deutliche Unterschiede zwischen Neandertalern und modernen Menschen zeigen. Gleich vier dieser Regionen hängen mit der Intelligenz zusammen. Vielleicht macht doch das Denkvermögen den Menschen zum Menschen und unterscheidet ihn auch am klarsten von seinem nächsten Verwandten.

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(rhk) Weshalb vier Regionen im Erbgut, in denen Unterschiede zwischen Neandertalern und modernen Menschen besonders auffallen, mit der Gehirnentwicklung zu tun haben, wissen die Max-Planck-Forscher in Leipzig durch bestimmte Erkrankungen:

Schizophrenie tritt zum Beispiel bei Menschen gehäuft auf, bei denen in einer bestimmten dieser Regionen im Erbgut Fehler auftauchen. Das Down-Syndrom oder der Mongolismus hängt mit Fehlern in einer zweiten dieser Regionen zusammen. Autismus tritt häufig dann auf, wenn eine dritte dieser Regionen Fehler hat.

Da liegt der Schluss nahe, dass die intakten Regionen im Erbgut auch etwas mit der Entwicklung des Gehirns und den kognitiven Fähigkeiten zu tun haben.