Die Manipulation von Auflagenzahlen rächt sich. | Allein die "News"-Auflage ist um ein Viertel geschrumpft.
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Die bunte Politpostille "News" hat im Jahr 2011 nach bereinigten Zahlen im Durchschnitt wöchentlich 89.151 Exemplare verkauft. Das ist nicht übel, setzt sich aber doch deutlich vom Glanz vergangener Zeiten ab. In der Verlagsgruppe News, die insgesamt 15 unterschiedliche Magazine verbreitet, waren Auflagenzahlen systematisch und massiv frisiert worden. In einem vom neuen Geschäftsführer Axel Bogocz gemeinsam mit der "Österreichischen Auflagenkontrolle" ÖAK durchgeführten Selbstreinigungsprozess wird jetzt die düstere Vergangenheit aufgearbeitet.
Aktueller Stand: Alle von der ÖAK kontrollierten Auflagenzahlen wurden zurück bis zum 1. Jänner 2010 korrigiert.
Also schauen wir einmal die noch nicht bereinigte Statistik von 2009 an. Damals wollte die Zeitschrift "News" im Jahresdurchschnitt 121.613 Exemplare verkauft haben. Das ist jenseits jeder Realität. Auflagenzahlen wurden also auch 2009 bereits gefälscht.
Zwischen der damaligen Fälschung und dem bereits bereinigten Jahr 2011 haben sich sage und schreibe 32.462 angeblich verkaufte "News"-Hefte in Nichts aufgelöst.
Die "News"-Auflage ist um ein Viertel kleiner geworden. Natürlicher Leserschwund schaffe solche dramatischen Einbrüche nicht.
Bei den Wirtschaftsmagazinen "Format" und "Trend" beträgt die Differenz zwischen richtig und falsch sogar 30 Prozent. Bei "Profil" fehlen 12 Prozent der Verkaufsauflage. Wen interessiert das?
In Konkurrenzverlagen wird die Affäre zwar mit hämischen Kommentaren quittiert, aber die Zeitungen kümmerten sich bisher kaum um eine Sache, die ein großer Skandal ist. "News" gibt den Preis einer einzigen Inseratenseite mit 15.890 Euro an. Da spielt bei Inseratenkunden die Frage, ob mit der teuer bezahlten Anzeigenseite 121.000 oder bloß 89.000 Hefte auch Käufer finden, eine erhebliche Rolle. Sie fühlen sich betrogen.
In der Tat hat Elisabeth Ochsner, als Geschäftsführerin der PanMedia Western Werbeplanung und Präsidiumsmitglied der "Österreichischen Auflagenkontrolle" eine anerkannte Expertin, bereits bestätigt, dass sich die einstigen Kunden zur Wehr setzen und vom Newsverlag zu allen möglichen Rabatten auch noch eine "Wiedergutmachung" einfordern. Das laufende Geschäftsjahr scheint für das mehrheitlich im Eigentum des deutschen Medienkonzerns "Gruner+Jahr" befindliche Verlagshaus zwar ehrlicher zu laufen, aber mit der Geschäftsbilanz wird es nicht so toll werden.
Die sonstigen Schäden sind in Ziffern nicht darzustellen. Nicht nur der Newsverlag hat einen Imageschaden erlitten, auch die Auflagenkontrolle ÖAK muss einen Anlauf nehmen, um ihrem Kontrollmechanismus die Glaubwürdigkeit zu erhalten.
Und darüber hinaus ist natürlich zu fragen, was die Öffentlichkeit von einer Medienbranche hält, die die in der Politik und bei staatlichen Unternehmen entdeckte Korruption ausschlachtet, aber merkwürdige Branchen-Interna mit stoischer Ruhe bloß registriert, als wäre darüber sowieso niemand überrascht, der sich auskennt.