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Eigentlich müssten die österreichischen Skifahrer - nicht nur die, aber auch - ja glücklich sein mit der Materialumstellung. Zum umfangreichen Potpourri der Ausreden, wenn es wieder einmal nicht zu einem Dreifachsieg gereicht hat, kam nun noch eine potenzielle dazu. Jetzt kann der gelernte Skifahrer wählen zwischen a) das Material ist ungerecht; b) die Sicht war schlecht; c) die Zeitmessung hat zu früh ausgelöst. Und wenn alle Stricke reißen, kann man immer noch zu dem in der Alpinpopkultur besonders beliebten "Das Leben ist kein Wunschkonzert" zurückgreifen, verstärkt vielleicht mit einem vielsagenden "Die anderen schlafen auch nicht" (wär eh blöd irgendwie). Von angeblichen Vorteilen der Konkurrent(inn)en wegen deren Unterwäsche, die im vergangenen Jahr Schlagzeilen gemacht haben, kann man jetzt also getrost Abstand nehmen.
Aber natürlich hat die Materialreform einen ernsten Hintergrund. Nachdem sich die Verletzungen vor allem in den Knien in den vergangenen Jahren gehäuft haben und die Läufer - auch jene, die jetzt über die Umstellung jammern - die Schuld einheitlich beim Material gesucht haben, war es nicht nur das gute Recht, sondern auch die Pflicht der Regelhüter, die Notbremse zu ziehen. Selbst wenn dies einen Rückschritt in der Entwicklung bedeuten sollte.
Eines darf man allerdings auch mit den neuen Skiern nicht glauben: nämlich dass Verletzungen von nun an der Vergangenheit angehören. Der Skisport lebt auch von seinem Nervenkitzel, ganz sicher wird er nie sein. Und ob die Verletzungen wirklich weniger werden, wird man auch erst sehen. Nur dann bitte nicht gleich wieder irgendwo in der Floskel-Schatzkiste wühlen.