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Man hat sich ja fast schon Sorgen gemacht um die Vermarktungsmaschinerie des Weltfußballverbandes Fifa. Er konnte zuletzt weder mit herzzerreißenden Meldungen über die völkerverbindende Wirkung des Fußballs noch mit Wohltätigkeitsspenden an hungernde Kinder punkten, und die Fifa-Klub-WM würde kaum jemand hinterm nicht einmal eingeheizten Ofen hervorlocken - wäre nicht der Lieblingsklub des Papstes, San Lorenzo, Finalgegner von Real Madrid. Doch am Freitag warf Fifa-Präsident Sepp Blatter dann doch wieder die Werbemaschine an: Auf die Empfehlung von Audit-Chef Domenico Scala und seiner eigenen hin hätten die Exekutivmitglieder beschlossen, dass der Report von Michael Garcia über die Korruptionsvorwürfe rund um die WM-Vergaben 2018 an Russland und 2022 doch veröffentlicht werden sollte. Die vorweihnachtlichen Froh-Botschaften: Die Fifa hat unabhängige Kammern (die sich im Übrigen sogar auf einen unabhängigen Gutachter aus Deutschland beziehen)! Blatter selbst hat sich für die Publizierung starkgemacht!
Doch sind nun wirklich alle spät, aber doch, zu Einsicht und Vernunft gekommen? Wohl kaum, die Kraft der Suggestion wirkt eben nur bedingt, selbst bei der Fifa. Denn die wirklichen Meldungen verstecken sich im Kleingedruckten: Die Wahl Russland und Katars wird selbstverständlich nicht revidiert und die Öffentlichkeit den Garcia-Report nur geschwärzt zu lesen bekommen, zu einem ungewissen Zeitpunkt. In Fifa-Diktion heißt das: "Eine Veröffentlichung in angemessener Form". Man wolle schließlich weder Ermittlungen gefährden noch Privatsphären verletzen. Und: "Ich möchte betonen, dass unser Commitment zu ethischen Standards stärker denn je ist." Er hätte auch sagen können: Hundertmal stärker als zuvor. Null mal hundert ergibt schließlich immer noch nicht sehr viel.