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Neues Image für alte Sprachen

Von Judith Belfkih

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Seine Kinder mehrsprachig zu erziehen, liegt im Trend. Den Nachwuchs in einer multinationalen Lebensgemeinschaft mit mehr als nur einer Sprache auszustatten, ist jedoch keine rein private Entscheidung. Für diesen Schritt braucht es auch deutliche Signale der Politik. Denn durch ihre Haltung in Sachen Integration ändert sich das Image, das einzelne Sprachen in einer Gesellschaft haben.


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Französisch oder Englisch sind als infantile Zweitsprache schon längst Mode. Auch ausschließlich deutschsprachige Eltern versuchen ihre Kinder Mehrsprachigkeit zu ermöglichen, indem sie diese in entsprechende Kindergärten und Schulen stecken. Und sich den anderssprachigen Elternteil mit dem Schulgeld erkaufen. Dass das Nachbarskind mit den Eltern etwa Polnisch oder Ungarisch spricht, ließ die selben Eltern lange nur ihre Nasen rümpfen. Die Kleinen sollten gefälligst Deutsch reden, wenn sie hier leben wollen.

Dieses elitäre Konzept von Mehrsprachigkeit bröckelt. Türkisch und Bosnisch/Serbisch/Kroatisch sind als Maturasprache Thema, auf Schulhöfen werden bulgarische oder tschechische Sprachkenntnisse nicht mehr versteckt. Eine Entwicklung, die - hoffnungsvoll formuliert - als positives Zeichen für den gesellschaftlichen Wandel gesehen werden kann. Denn nur wer den Erwerb einer Sprache als Zugewinn und Chance anerkennt, sieht auch das Zusammenleben mit deren Sprechern als Bereicherung.

Siehe auch:Vom Sicherheitsrisiko zur Chance