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Wenn das Programm im Fernsehen und im Radio mit dem Erleben des Sehers und Hörers in Einklang ist, dann ist der ORF-Konsument glücklich: Ostern wird gefeiert, weil Jesus von den Toten wiederauferstanden ist. Ö1 programmierte dazu passend in der Karwoche in der Leiste "Vom Leben der Natur" um 5 vor 9 "Neues Leben in den Donau-Auen". Dass sich in der kleinen Froschlacke vor meinem Wochenendhaus ebenfalls gerade dieses Wunder vollzog, steigerte das österliche Hochgefühl. Ich hoffe, Sie hatten bei Ihrem Ausflug an die Donau das Glück, eine Kaulquappe zu erspähen, wie sie die Mundöffnung rund aufgesperrt nach tierischem Futter suchend herumschwaddelte. Wundersam ist, dass unsere Wissenschaft, die angeblich das genetische Rätsel um den Menschen gelöst hat, (noch? nicht weiß, wie der Frosch nach Jahren zum Laichen wieder an seinen Geburtsort zurückfindet.
Das Fernsehen war indessen mit der künstlerischen Verwertung des Ostergeschehens beschäftigt. Die "zeitgemäße Interpretation" des Ostergeschehens in den Esslschen Ausstellungsräumen und die brandneue Bibelverfilmung - mit Gary Oldfield als Pilatus und Armin-Muehler-Stahl als Ziehvater Josef! - hatten etwas gemeinsam: Die den Fotos und dem Film zugrundeliegende Ästhetik nahm unzweifelhaft Anleihen bei den bis dato verpönten, offenbar wieder zu Leben erwachenden Nazarenern. Mich erinnerten die Fotos und der Film an meinen leider verschollenen Katechismus mit Bildern des Tiroler Malers Philipp Schumacher (1866 bis 1940), der - ein Tipp für Liebhaber - übrigens in Weerberg in Tirol die Pfarrkirche ausgemalt hat.