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Neues Semester - neues Gedränge an den Unis

Von Nina Flori

Wissen
Uni-Beginn: Lange Schlangen vor der Zulassungsstelle an der Haupt-Uni Wien. Foto: flor

30 Prozent mehr Studierende als 2004 allein an Uni Wien. | Budget der Uni ist nur um fünf Prozent gestiegen. | Wien. Noch spürt man nichts vom angekündigten heißen Uni-Herbst: Geduldig haben sich die Studenten am Montag, dem ersten Tag des neuen Semesters, in die langen Schlangen vor den Zulassungsstellen der Haupt-Uni Wien eingereiht.


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Die Probleme sind jedoch nach wie vor die alten: "Es ist alles sehr chaotisch da", meint etwa die 21-jährige Magdalena zur "Wiener Zeitung", während sie auf dem Boden vor der Zulassungsstelle der Hauptuni Wien sitzt und ein Antragsformular für einen Master-Studienlehrgang ausfüllt. "Es gibt einfach zu wenig Personal für zu viele Leute", meint die Studentin.

Seit den Studentenprotesten im vergangen Herbst, im Zuge derer Österreichs größter Hörsaal, das Audimax, rund zwei Monate lang besetzt wurde, haben sich die Studienbedingungen auf den Unis nicht verbessert. Im Gegenteil: Der vom Wissenschaftsministerium als Reaktion auf Studentenproteste einberufene Hochschuldialog hat zwar acht Monate gedauert, aber keine Lösungen für die akuten Probleme an den Universitäten gebracht: Allein die Uni Wien hat seit 2004 um 30 Prozent mehr Studierende. Der Beschäftigtenstand ist hingegen nur um 10 bis 15 Prozent gewachsen, das Budget gar nur um fünf Prozent.

Nur noch mit der Drohung, die Universitäten zu schließen, konnten sich die Rektoren am Freitag Gehör in der Politik verschaffen. Waren es vor einem Jahr noch die Studenten, die auf untragbare Zustände im Unibetrieb aufmerksam machen wollten, wird nun - knapp ein Jahr später - auf einer Ebene höher protestiert: Wie berichtet, finden am 19. Oktober an allen österreichischen Hochschulen Vollversammlungen von Lehrenden und Studierenden statt. Die Lehrveranstaltungen fallen an diesem Tag aus. "Als Folge der Untätigkeit der Bundesregierung", heißt es auf den Homepages der Universitäten. "Ich verstehe schon, dass die Rektoren streiken. Das finde ich auch gut. Nur sollte das Ganze nicht auf dem Rücken der Studenten ausgetragen werden", findet Magdalena. Einzelne Studiengänge gar nicht mehr stattfinden zu lassen, wie es die Rektoren am Freitag ebenfalls angedroht haben, hält sie daher für eine sehr drastische Maßnahme. Sollte es zu neuerlichen Studenten-Protesten kommen, will sich Magdalena aber jedenfalls anschließen.

Numerus-Clausus-Flucht

Der 19-jährige Maximilian aus Frankfurt am Main hat noch kaum Einblick in die Zustände an den österreichischen Unis: Er beginnt gerade in Wien, Publizistik zu studieren. "Freunde haben mir zwar schon gesagt, dass hier alles total überfüllt ist und es viel zu wenig Räume gibt. Aber ich mache mir jetzt einmal mein eigenes Bild", meint der Numerus-Clausus-Flüchtling hoffnungsfroh.

Auch der 23-jährige Alessandro aus Italien zeigt sich optimistisch. Erst vor wenigen Tagen ist er nach Österreich gezogen, um sein Masterstudium Sozial-Anthropologie abzuschließen. Denn die Studienbedingungen in Italien seien "furchtbar schlecht", erzählt er. Außerdem müsse man dort 2000 Euro Studiengebühren pro Jahr zahlen, in Österreich seien es immerhin nur 700 Euro. Auf den Zulassungsbescheid der Uni Wien wartet er bereits seit drei Monaten.