Auf Evaluierung folgt Reduzierung der Forschungsstätten. | Entwicklungsplan bleibt ohne genug Budget "Makulatur". | Wien. Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) hat in jüngster Zeit wichtige Reformschritte gesetzt: eine neue Satzung, eine neue Geschäftsordnung, ein neu strukturiertes Präsidium, die Einrichtung eines Akademierats, die Berufung eines eigenen Finanzdirektors - des Deutschen Peter Lotz, der aus dem Pharmabereich kommt - und erweiterte Befugnisse für die Leiter der Forschungseinrichtungen. Für 2012 bis 2014 wurde ein neuer Entwicklungsplan beschlossen. Dieser werde aber, wie ÖAW-Präsident Helmut Denk am Montag in einer Pressekonferenz in Wien ausführte, "Makulatur", sollte es nicht zu einer Budgeterhöhung kommen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Die ÖAW, sowohl altehrwürdige Gelehrtengesellschaft als auch größter außeruniversitärer Träger der anwendungsoffenen Grundlagenforschung im Land mit über 1400 Mitarbeitern, verfügt 2011 über ein Basisbudget von 91,3 Millionen Euro. Vor Einbruch der Finanzkrise im Sommer 2008 war freilich schon ein 106-Millionen-Euro-Budget zugesagt. Laut ÖAW-Vizepräsident Arnold Suppan sind die Forschungseinrichtungen "völlig ausgetrocknet", komme es nicht zu mindestens fünf bis zehn Prozent Budgeterhöhung, müsse es "ganz radikale Einsparungen" geben. Zudem benötige man, so Suppan, dringend Baumittel im Ausmaß von 20 Millionen Euro auf drei Jahre - und zwar für den Neubau eines Instituts für Teilchenphysik und den Ausbau der Limnologie am Mondsee.
"Professionalisierung"
Zur Steigerung der Effizienz und Exzellenz der ÖAW-Einrichtungen mit knappen Budgetmitteln ist auch die Schließung und Bündelung von Einrichtungen ein Thema. Bis Ende 2012 sollen alle Institute evaluiert werden, danach ist eine Reduzierung der Zahl der Forschungseinheiten von 63 (an zehn Standorten) auf 53 geplant. Die derzeit rund 30 Kommissionen der ÖAW will man entweder auflösen, in Institute umwandeln oder in solche integrieren oder zur Beratung heranziehen. Mittelfristig soll die ÖAW-Forschung nur noch in Instituten sowie in Zentren (im historisch-philosophischen Bereich) oder Clustern (im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich) stattfinden.
Dass nun das Präsidium der ÖAW, die diesen Mittwoch zu ihrer alljährlichen Feierlichen Sitzung zusammentritt, die wesentlichen Entscheidungen trifft, sieht man im Präsidium als notwendige "Professionalisierung" im Sinne von raschem und flexiblem Handeln. Die bisher maßgebliche Gesamtsitzung der ÖAW sei dadurch nicht entmachtet, sondern bleibe für grundsätzliche strategische Entscheidungen zuständig.
Leistungsvereinbarungen mit dem Forschungsministerium und die Einrichtung oder Auflösung von Forschungseinheiten bedürfen der Zustimmung des neuen Akademierat, dessen 14 Mitglieder aus der Gesamtsitzung gewählt werden.