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Neues Zuhaus fürs Tierschutzhaus

Von Petra Tempfer

Politik
Das Tierschutzhaus in Vösendorf beherbergt rund 1500 Tiere, davon rund 400 Hunde. Im geplanten "TierQuarTier" im Norden Wiens sollen es um zwei Drittel weniger sein.

Sima: "Die Tierversorgung in Wien wird auf völlig neue Beine gestellt."


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Wien. Teer, der aus dem Boden quillt, Schimmelpilz und Risse an den Wänden: Der Wiener Tierschutzverein (WTV) klagt seit Jahren über den schlechten Zustand des Tierschutzhauses in Vösendorf, das auf einer Umweltaltlast errichtet worden war. Etwa genauso lang appelliert er an die Stadt Wien, ihm für ein neues Gebäude ein Grundstück zur Verfügung zu stellen. Nun ist es soweit: Die Stadt hat dem WTV ein gemeindeeigenes Gelände nahe dem alten angeboten. Doch damit nicht genug der Neuerungen. Gleichzeitig kündigte Tierschutzstadträtin Ulrike Sima (SPÖ) am Mittwoch vor Journalisten an, "die Tierversorgung in Wien auf völlig neue Beine" stellen zu wollen. Gemeinsam mit der Stiftung "Wiener Tierschutz" soll am anderen Ende Wiens, im Norden, das Tierschutz-Kompetenzzentrum "TierQuarTier" errichtet werden.

"Von diesem Projekt haben wir erst am Dienstag erfahren", sagt WTV-Präsidentin Madeleine Petrovic im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". In die Planungen zum "TierQuarTier" sei sie also nicht miteinbezogen gewesen - obwohl dieses eine einschneidende Änderung darstellt, setzt es doch dem Betreuungsmonopol des WTV für herrenlose Tiere in Wien ein Ende. Bitter stößt der Grün-Politikerin auf, "dass der Steuerzahler zwei Drittel der Baukosten für das ,TierQuarTier übernehmen soll". Die Gesamtkosten werden sich laut Sima auf 15 Millionen Euro belaufen, ein Drittel will man über Spenden an die Stiftung lukrieren.

Stadt Wien erfüllt gesetzlichen Auftrag

Der WTV hingegen muss laut Petrovic das neue Tierschutzhaus selbst finanzieren, wie es bereits beim alten der Fall war. Obwohl es auf einem 30.000 Quadratmeter großen Grund stehen und dreimal so viele Tiere wie das "TierQuarTier", nämlich 1500, beherbergen wird, ist die Errichtung mit nur 12 Millionen Euro veranschlagt. Der WTV, der über ein Budget von rund fünf Millionen Euro verfügt, setzt dabei auf Sponsoring, so Petrovic.

In dem neuen Tierschutz-Kompetenzzentrum in der Breitenleer Straße in Wien-Donaustadt werden rund 150 Hunde, 300 Katzen und Kleintiere auf 9600 Quadratmetern Grund untergebracht sein. "Die Frage ist, ob es fair ist, wenn sich die Stadt hinter diese Stiftung stellt", meint Petrovic dazu.

"Es geht gar nicht darum, wem etwas gegeben oder genommen wird. Die Stadt Wien hat den gesetzlichen Auftrag, entlaufene, ausgesetzte und beschlagnahmte Tiere zu versorgen. Daher nehmen wir zehn Millionen Euro in die Hand und bauen in Kooperation mit der Stiftung das ,TierQuarTier", entgegnet Sima-Sprecherin Anita Voraberger. Aus diesem Grund sei das neue Zentrum vergleichsweise kleiner als das Tierschutzhaus ausgefallen, das sämtliche Tiere beherbergt. Es stelle eine Ergänzung dar. Im Übrigen habe die Stadt dem WTV im Gegenzug das neue Grundstück angeboten, "das gar nicht so einfach zu finden war". Derzeit werde es von der MA49 (Forstamt) genutzt.

Allerdings muss es laut Petrovic erst in Bauland umgewidmet werden. "Außerdem liegt es weiter außerhalb - vis-à-vis vom Ikea - und ist schwerer erreichbar", sagt die WTV-Präsidentin. Der Vorstand müsse entscheiden, ob das Grundstück passt. Erst dann könne gesagt werden, wann mit dem Bau begonnen werden soll. Grundsätzlich stehe man dem Angebot positiv gegenüber.

Der Spatenstich für das "TierQuarTier" ist im Frühjahr 2013 geplant. Derzeit läuft laut Sima die Einreichplanung, die Eröffnung soll 2015 folgen. Dann werde das Gelände neben der Tierstation einen Hundeschulungsplatz, einen Mehrzweckraum und einen Spielplatz beherbergen. "Es wird eines der modernsten Tierschutz-Kompetenzzentren Europas sein", kündigte die Stadträtin an. Künftig werde es somit zwei Tierheime in Wien geben. "Ich glaube, es ist Platz für alle in dieser Stadt, die für den Tierschutz etwas machen möchten."