Die Zahl der Neugründungen in Österreich ist weiter gestiegen. Die Gründerlandschaft wird außerdem immer weiblicher.
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32.386 Neugründungen wurden 2019 in Österreich gezählt, das sind fast 5 Prozent mehr als im vorangegangenen Jahr - und macht 125 Neugründungen am Tag.
Harald Mahrer rechnet bei einem Pressegespräch am Donnerstag die neuesten Gründungszahlen vor. Für den Wirtschaftskammerpräsidenten ein deutliches Zeichen dafür, wie vital und dynamisch die Unternehmenslandschaft hierzulande ist. "Der Trend geht in Richtung Unternehmertum", so Mahrer.
Die meisten Neugründungen fielen im Vorjahr auf die Branche Gewerbe und Handwerk (39,3 Prozent), gefolgt von Handel (27,7 Prozent), Information und Consulting (19,2 Prozent) sowie Tourismus und Freizeitwirtschaft (8,3 Prozent). Die Zahl der selbstständigen Pflegerinnen ist in dieser Gründungsstatistik allerdings nicht enthalten.
Für Mahrer ein wichtiger Punkt, warum es sich auszahlt, in den Wirtschaftsstandort zu investieren und die Rahmenbedingungen für Gründer zu verbessern, ist der Umstand, dass aus einer Neugründung im Durchschnitt in Summe sechs Arbeitsplätze entstehen.
Unternehmen von Frauen haben sehr hohe Überlebensquote
Die Kritik, Gründer würden oftmals in die Selbstständigkeit getrieben, weist der ÖVP-Politiker aber sogleich zurück. Die meisten Neo-Gründer hegen schon lange den Wunsch, ihr eigener Chef zu sein (71 Prozent), gefolgt von flexibler Zeit- und Lebensgestaltung (70 Prozent) und dem Wunsch, die Verantwortung, die sie als Angestellter zu tragen haben, in das eigene Unternehmen einzubringen (65 Prozent). Lediglich rund 9 Prozent der Befragten gibt an, dass sie sich in die Selbstständigkeit gedrängt fühlen.
Drei Viertel der Firmen wurden als Einzelunternehmen gegründet, 13 Prozent als GmbH, nur je rund 2 Prozent als OG oder KG.
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Die Gründerlandschaft wird außerdem immer weiblicher. Rund 46 Prozent der Jungunternehmer in Österreich sind Frauen, 2006 waren es noch 37 Prozent - und das in sämtlichen Branchen. Das mache die Wirtschaft bunter und resilienter, sagt Mahrer. Denn Unternehmen von Gründerinnen haben eine höhere Überlebensquote als die von Männern. Insgesamt schaffen etwa zwei Drittel der Neugründungen die ersten drei Jahre, nach fünf Jahren sind noch 65 Prozent der Unternehmen am Markt. EU-weit liegt Österreich damit an dritter Stelle.
Das Durchschnittsalter von Gründerinnen und Gründern bleibt konstant bei durchschnittlich rund 37 Jahren. Mahrer betonte, es sei wichtig, dass gerade auch erfahrene Arbeitnehmer mit 50 Jahren ein Unternehmen gründen.
Für 2020 erwartet sich die WKO noch bessere Entwicklungen, das Regierungsprogramm, bei dem Mahrer mitverhandelte, stimme hier zuversichtlich.
Etwa die Körperschaftsteuer-Senkung von 25 auf 21 Prozent, die Ausweitung des Gewinnfreibetrags, die leichtere Absetzbarkeit von Arbeitszimmern, Steuerbegünstigungen bei der Mitarbeiterbeteiligung oder die Erhöhung der Freigrenze für geringwertige Wirtschaftsgüter.
Für Startups soll es eine neue Kapitalgesellschaftsform geben. Das GmbH-Mindeststammkapital soll auf 10.000 Euro gesenkt werden. Geplant ist auch, eine Kultur der zweiten Chance stärker zu verankern. "Nur weil jemand einmal gescheitert ist, muss man ihn nicht automatisch stigmatisieren", so Mahrer. Durchs Scheitern würde man lernen. Allerdings müsse auch ein Mechanismus verankert werden, um Missbrauch vorzubeugen.