Museumsbesuche sind eine erbauliche Sache. Gegen Museen an sich ist nichts zu sagen. Ein Rubens wird nicht schlechter, nur weil er nicht neu ist. Einem Dürer würde niemand vorwerfen, dass er uns heute nichts mehr zu sagen hat. Das hat er nämlich sehrwohl. Und das zeichnet ihn unter seinen Zeitgenossen aus. Ein Meisterwerk bleibt eben ein Meisterwerk. Und so hängen die Ölschinken unverändert in Museen und warten geduldig auf Betrachter. Der Rubens von Gestern ist der selbe wie der von Heute. Auch wenn es andere, heutige Blicke sind, die auf ihn fallen und ihn neu und anders sehen. Das Gemälde bleibt auch in der Starre lebendig.
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Mit der Musik sieht das anders aus. Auch die Noten mögen geduldig in Archiven schlummern, die Musik selbst muss jedoch aufgeführt werden, um überhaupt zu existieren. Sie ist nur, wenn sie erklingt. Verstummt der Klang, entschwindet auch die Musik. Sie ist eine flüchtige Kunst. Und sie erklingt bei jeder Aufführung als eine andere. Auch das Wort heutig hat in Musik - speziell in der Oper - eine andere Bedeutung als in der bildenden Kunst. Denn hier sind neben heutigen Augen und Ohren auch ebensolche Musiker, Dirigenten und Regisseure am Werk. Oper kann theoretisch gar nicht anders als heutig sein. Musiktheater als verstaubtes Museum zu gestalten, raubt ihr aber nicht nur ihre Lebendigkeit. Sondern langfristig auch die Existenzberechtigung.
Siehe auch:Die Hoffnung starb zuletzt