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Neustart für den Neuen Markt

Von Christian Mayr

Politik

Sechs Jahre nach dem Aus für die Garage werden die Bürger bald wieder befragt.


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Wien. Der Neue Markt soll zur Piazza Navona von Wien werden - das fordert City-Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel (ÖVP) schon seit Jahren. Derzeit ist der Neue Markt davon freilich weiter entfernt als Wien von Rom. Wiewohl einer der zentralsten und der wenigen rundum abgeschlossenen Plätze der Bundeshauptstadt, dümpelt der Neue Markt vor sich hin; sein schmuddeliges Hinterhof-Image prägen seit jeher Container, die meist von Baustellen der Kärntner Straße auf deren Rückseite transferiert wurden. Und nicht zuletzt fassten monströse Dachausbauten den Platz in eine immer unruhigere Szenerie.

Nun gibt es allerdings einen neuen Anlauf, den Platz wieder zu einem würdevollen Aushängeschild der Stadt zu machen - wobei auch die längst totgesagte Tiefgarage wieder auflebt. Denn im Frühjahr 2006 sprachen sich rund drei Viertel der Anrainer und Geschäftsleute gegen das Projekt aus. Und die damals jung im Amt befindliche Stenzel hatte ihren ersten großen Erfolg eingefahren, hatte sie sich doch vor und nach der Befragung klar gegen den Tiefgaragenbau positioniert. Von dieser strikten Haltung ist die City-ÖVP mittlerweile wieder abgekommen. Am deutlichsten zeigt sich dies im Abschlussbericht der Arbeitsgruppe zur Umgestaltung des Neuen Marktes, in der alle politischen Parteien, zwei Bürgerinitiativen und drei Magistratsabteilungen mitgewirkt haben. Die Frage pro oder contra Garage lässt die ÖVP bezeichnenderweise aus und fordert lediglich, dass verlorene Parkplätze zwingend "kompensiert" werden müssen.

In dieser Arbeitsgruppe präsentierte auch Johann Breitender (BIP-Garagen) sein adaptiertes Projekt: Von den 350Plätzen sollen 100 zu günstigeren Konditionen vergeben werden; die Ein- und Ausfahrt ist nunmehr in der Tegetthoffstraße situiert. Breiteneder erwartet die Abstimmung "in einem zeitnahen Fenster", wie er im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" erklärt. Dem Vernehmen nach dürften vor dem Sommer Stimmzettel verschickt werden.

Vorplatz für Kapuzinergruft

Ohne Garage würde die Oberflächengestaltung von der öffentlichen Hand finanziert - dafür hat die Arbeitsgruppe auch schon wesentliche Details erarbeitet: So soll der Donnerbrunnen von Kugeln und Ketten befreit werden, die Kapuzinergruft soll einen breiteren Vorplatz erhalten und Schanigärten sollen einheitlich gestaltet sowie räumlich limitiert werden. Zwei Varianten gibt es für eine neue Beleuchtung: entweder in Form historischer Kandelaber oder eine indirekte Beleuchtung wie am Judenplatz. Große Mehrheiten gibt es für einen autofreien Platz und die Absiedelung des Taxistandplatzes. Kein Konsens existiert freilich zur Garage: Grüne, FPÖ und eine Bürgerinitiative "erachten die Bürgerbefragung von 2006 für bindend und wollen daher eine Verkehrslösung, die ohne Garage auskommt", heißt es in dem Abschlussbericht.

Bedeckt hält sich noch das Büro Stenzel, wo man nun das Rathaus am Zug sieht: "Das Ergebnis aus dem Arbeitskreis liegt bei Planungsstadträtin Vassilakou auf. Dort sollen nun Pläne erstellt werden, um dann die Bürger zu informieren oder eventuell zu befragen." Zudem wünscht sich Stenzel, dass gleich auch der Bereich vor der Albertina einbezogen und von Bussen befreit wird.

Allerdings wurde bereits der Presse- und Informationsdienst, der Bürgerbefragungen abwickelt, vom Bezirk wegen des möglichen Befragungskreises kontaktiert. Dies sei geschehen, um "vorbereitet zu sein", erklärt das Büro Stenzel, das sich auf keinen Termin für eine Bürgerbefragung festlegen will. Im Büro Vassilakou sieht man allerdings Stenzel am Zug: "Für Befragungen ist der Bezirk zuständig. Und eine der wesentlichen Grundlagen für eine Planung ist natürlich, ob es eine Garage gibt oder nicht."

Eine Abstimmung dürfte jedenfalls äußerst spannend werden, zumal die Befürworter massiv Stimmung machen dürften und einer der Kämpfer von 2006, der Denkmalschützer und Schauspieler Herbert Fux, mittlerweile verstorben ist. Die grüne Bezirksrätin Patricia Davis warnt aber vor einer Eskalation: "Die Leute müssen nachher auch noch am Platz leben, daher hat es keinen Sinn, wieder Fronten aufzubauen."