Militär schützt sich durch "Intranet". | Auch Kriminalamt operiert online.
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Wien. "Bei uns gibt es keinen Cyber-War, wenn dann nur Cyber-Defense." Wenn es um militärisches System-Hacking und "Online-Kriege" geht, gilt auch für die heimische Landesverteidigung: Österreich ist neutral. Und das ist es nicht nur am Boden, zu Wasser und in der Luft, sondern auch in den unsichtbaren Weiten des Cyber-Space, wie Ministeriumssprecher Michael Bauer im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" betont.
Viel mehr ist dem Oberst zu dem Thema auch nicht mehr zu entlocken. Nur soviel: "Unsere Online-Verteidigungssysteme sind darauf ausgerichtet, die Einsatzbereitschaft des Bundesheeres und unserer Systeme aufrecht zu erhalten", sagt der Beamte trocken. Darin eingeschlossen seien nicht nur internationale Hacker-Angriffe, sondern "alle Formen von Bedrohungen, die über elektronische Medien eingespielt werden können".
Und das kann sich mitunter als schwierige Herausforderung erweisen: "Im Heer nutzen wir zwei Netzsysteme", erläutert Bauer. "Das herkömmliche Internet und das hauseigene Intranet, zu dem nur Militärs Zugang haben." Von außen sei dieses System nicht zu hacken. Dafür würden die Mitarbeiter der "Cyber-Defense-Unit" Sorge tragen. Über die Art und Anzahl der involvierten Armeeangehörigen und Spezialisten will der Beamte keine Auskunft geben. Immerhin sei aber geplant, die Einheit in naher Zukunft - nach Abschluss des laufenden Umstrukturierungsprozesses - auf mindestens 1600 Mann aufzustocken. "Wir beschäftigen uns schon sehr lange mit der Thematik", erklärt Bauer. "Und die Bedrohung wird in nächster Zeit sicher nicht weniger werden."
Über eine eigene Meldestelle für Cyber-Kriminalität, wie sie erst vor wenigen Wochen im Bundeskriminalamt ins Leben gerufen wurde, verfügt das Verteidigungsministerium laut dem Oberst nicht. "Das ist Sache des Innenministeriums, die sind für die Sicherheit der Zivilisten zuständig."
"Cyber-War und Cyber-Crime sind nicht dasselbe", betont auch Silvia Strasser vom Bundeskriminalamt Wien. Folglich sei das Verteidigungsministerium nur für "Großangriffe" zuständig, "die arbeiten auf einem ganz anderen Hintergrund". Aufgabe des zivilen "Kompetenzzentrums gegen Cyber-Crime" sei es hingegen, Straftaten zu ahnden, "die online im IT-Bereich oder in Kommunikations-Netzwerken" begangen werden.
Täter machen Fehler
Allerdings ist die 300 Mann starke Truppe auf Anzeigen Betroffener und Hinweise aus der Online-Community angewiesen, räumt Strasser ein. "Wir wollen die Leute sensibilisieren und darüber aufklären, dass auch im Internet begangene Straftaten verfolgt werden."
Leider sei aber die Anzeigeschwelle wegen der vermeintlich geringen Aussichten auf einen Ermittlungserfolg immer noch hoch, so die Sprecherin. Demnach würden viele Menschen einen Betrug in einem Wiener Geschäftslokal eher anzeigen als den Betreiber eines Online-Shops, der sie um ihr Geld gebracht hat.
"Dabei haben die Ermittlungserfolge zuletzt stark zugenommen, auch weil die Täter nicht mehr einzeln, sondern in der Gruppe operieren", fügt Strasser hinzu. "Als Gruppe sind sie viel besser greifbar." Immerhin dürfe man nicht vergessen, dass auch die Täter im Internet Fehler machen und Spuren hinterlassen. Beispielsweise dann, wenn es ums Kassieren der erschlichenen Beträge geht. "Auch das Geld hinterlässt Spuren im System. Und das wissen viele nicht", so Strasser.