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"Never ending Tour" durch das Land: Der Kanzler auf Bob Dylans Spuren?

Von Walter Hämmerle

Analysen

Den Gefallen, sich vor dem p.t. Publikum in Sack und Asche zu gewanden, hat Alfred Gusenbauer seinen Kritikern nicht getan. Mit Selbstkritik in seinem Brief an die rund 300.000 Parteimitglieder hält sich der SPÖ-Vorsitzende und Bundeskanzler merklich zurück. Auf ein gehauchtes "excuse moi" ("rückblickend muss ich zugeben, dass ich auch Fehler gemacht habe") folgt ein beharrendes "j´accuse" ("vieles ist an der Blockade der ÖVP gescheitert").


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Ob das Schreiben den erhofften Zweck erfüllt, die darniederliegende Stimmung an der roten Basis spürbar zu heben, wird sich erst in den kommenden Wochen zeigen. Sicher ist jedoch: Mit dieser Aktion allein ist es für den Bundeskanzler nicht getan. Dessen ist sich auch Gusenbauer bewusst. Und so startete er am Freitag in der Steiermark eine neue Runde seiner Österreich-Tour.

Diese neuerliche "Tour d´Autriche" der politischen Art ist aus Sicht der SPÖ dringend notwendig. Die Unzufriedenheit unter der roten Stammklientel hat ein Ausmaß erreicht, das zu einem unkalkulierbaren Risiko für den im Herbst anstehenden SPÖ-Parteitag zu werden droht, bei dem sich der Vorsitzende der Wiederwahl stellen muss.

Diesem Unmut gilt es nun im Vorfeld ein Ventil zu verschaffen, ansonsten könnte er unkontrolliert am Parteitag explodieren. Urlaub bei erhofften Freunden in Österreich wird daher wohl das dominierende Motto für diesen Sommer des Kanzlers sein.

Möglicherweise könnte diesbezüglich auch Bob Dylan ein taugliches Vorbild abgeben: Der große Meister bringt sein Werk bereits seit 1988 im Rahmen seiner "Never ending Tour" rund um den Globus nonstop unter die Leute. Dylan hat allerdings einen Vorteil: Er kann bei seinen Liedern so aus dem Vollen schöpfen, dass er nie zweimal dasselbe Konzert spielen muss und will. Die heimische Politik kocht - und hier ist die SPÖ beileibe keine Ausnahme - mit einer viel dünneren Suppe ihr Menü.

Und was ist eigentlich mit der ÖVP? Die hat, bei genauerem Hinsehen, keinen Grund sich entspannt zurückzulehnen, ist ihr Führungspersonal doch ebenfalls keineswegs unumstritten. Fürs erste begnügt man sich hier damit, Parteimanager Hannes Missethon auf Bundesländer-Tour zu schicken. Er muss das Feld für seinen Chef Wilhelm Molterer aufbereiten, dem wie Gusenbauer das Charisma zum Volkstribun fehlt. Das ist für die Eroberung der Kanzlerschaft zwar nicht unbedingt von Nöten, wie die vergangenen acht Jahre zeigten. Aber offensichtlich für die Amtsverlängerung.