"Welt Ahoi!", der sonntägige "Gugelhupf"-Nachfolger in Ö1, mausert sich. Anfang eine auch akustisch schwer verständliche Vormittagsbelästigung, ist die Satire-Sendung in den letzten Folgen im wahrsten Sinn des Wortes hörbar geworden. Vor allem, weil sich die Gestalter von der zu Beginn offensichtlichen Harmlosigkeitsdirektive einer um Wellenverhütung bemühten ORF-Obrigkeit emanzipiert haben und oft mit einer Chilischärfe agieren, die Dominik Heinzl zwar angekündigt, aber (noch?) nicht erreicht hat. Sie haben inzwischen den Mut gefunden zu Sticheleien in politische Wespennester. No risk, no fun. Die fein pointierte Witzigkeit erfordert informierte und aufmerksam mitdenkende Zuhörer, aber die kann man bei einem Kultursender ja erwarten. Und die von der gehobenen Blödlertruppe immer wieder eingestreuten Sottisen sind auszuhalten.
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Aber nicht alles wird besser im ORF. Vieles bleibt, wie es war und ist: etwa die "Pressestunde" in ORF2. Zwar konnte dort dem ÖGB-Präsidenten am Sonntag - und zuvor dem Außenminister und der Nationalratspräsidentin - ausnahmsweise Informatives entlockt werden. Dennoch ist die "Pressestunde" eine schon etwas verstaubte Präsentationsbühne vor allem für Politiker, deren Erscheinen weniger von der Aktualität, sondern von Proporzüberlegungen gesteuert erscheint. Vielleicht sollten sich die Gestalter einmal die Diskussionen im Servus TV oder den "Presseclub" der ARD ansehen.
Und vielleicht die Frage beantworten, was aus dem beabsichtigten zeitgemäßen Revival der legendären Chefredakteurediskussion geworden ist.